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Roger Federer zeigt dem «Baby Federer» den Meister

Roger Federer steht zum neunten Mal in Folge und zum zwölften Mal überhaupt bei den Swiss Indoors im Halbfinal. Zum Traumduell mit Rafael Nadal wird es aber nicht kommen. Der Spanier scheiterte im Viertelfinal.

Südostschweiz
25.10.14 - 02:00 Uhr

Von Julien Oberholzer

Tennis. – Roger Federer musste in Basel gestern die schwierigste Phase auf dem Weg zum 7:6 (7:4), 6:2-Sieg gegen Grigor Dimitrov (ATP 11) zum Ende des ersten Satzes überstehen. Viermal bot sich dem Bulgaren bei Aufschlag Federer die Möglichkeit, den Umgang für sich zu entscheiden. Doch der fünffache Turniersieger löste sich aus der Umklammerung jeweils brillant, mit einem Vorhand-Winner, einem Netzangriff und zwei Assen, davon eines mit dem zweiten Service. Im Tiebreak führte er dann rasch 4:0 und brachte den Vorsprung sicher über die Runden.

Wie bereits im letzten Jahr im Viertelfinal von Basel zeigte Federer seinem vermeintlichen Klon mit dem Übernamen «Baby Federer» den Meister. Ihm gelang in der St. Jakobshalle eine ausgezeichnete Leistung. Im zweiten Satz schaffte er bei erster Gelegenheit das Break und ging 3:0 in Führung. Den 54. Sieg in Basel und den 64. in dieser Saison liess er sich danach nicht mehr nehmen.

Im Halbfinal trifft Federer heute auf Ivo Karlovic (ATP 31). Es wird die 13. Partie zwischen den beiden. Nur eine konnte der kroatische Riese für sich entscheiden, 2008 in Cincinnati. Das einzige Duell in diesem Jahr gewann Federer im März in Miami mit 6:4, 7:6. Im Final würde der Baselbieter entweder auf den Belgier David Goffin (ATP 28) oder den kroatischen Teenager Borna Coric (ATP 124) treffen.

Teenager stoppte müden Nadal

Der 17-jährige Coric machte den Traumfinal zunichte, indem er Nadal mit 6:2, 7:6 (7:4) eliminierte. Überrascht war Nadal von der Niederlage nicht. Er sei während der Partie auch nicht frustriert gewesen, versicherte der Spanier. Er habe gewusst, dass er bei den Swiss Indoors früher oder später verlieren würde. Die fehlende Matchpraxis und die vielen physischen Probleme der letzten Wochen forderten gestern ihren Tribut, nachdem er in den ersten beiden Runden in Basel nur sechs Games abgegeben hatte. Er sei sehr müde gewesen, bedauerte Nadal, der im Anschluss an den Match seine Saison vorzeitig für beendet erklärte.

Sein letzter Match des Jahres 2014 wird Nadal nicht in grosser Erinnerung bleiben. Vor allem die Startphase misslang dem Spanier komplett. Nach einer guten Viertelstunde lag er schon 0:5 zurück. Coric musste dafür nicht allzu viel tun, ausser solid zu spielen. Der Favorit steigerte sich nach dem 0:5 und zeigte durchaus ab und zu seine Klasse, aber zu selten, um sich gegen den erstaunlichen Coric durchzusetzen.

Der junge Kroate, der erst im Juli seinen ersten Match auf der ATP-Tour gewonnen hatte, war beeindruckend. Er leistete sich nur wenige Fehler und agierte in den entscheidende Momenten sehr abgeklärt. Auf Nadal traf das nicht zu. Der 14-fache Grand-Slam-Sieger war verschiedentlich von der Rolle, setzte mit der Vorhand viele Bälle ins Aus und war dann, wenn es besonders zählte, besonders anfällig auf Fehler.

Der Höhenflug von David Goffin

Im Halbfinal trifft Coric auf David Goffin. Der Belgier befindet sich seit diesem Sommer auf einem beeindruckenden Höhenflug. Im Viertelfinal gegen Milos Raonic feierte er seinen 42. Sieg seit Wimbledon. Nur zweimal musste er sich in den letzten knapp vier Monaten geschlagen geben. In Basel hat er nun dreimal gewonnen und damit erstmals den Halbfinal eines ATP-500-Events geschlagen, mit seinem ersten Sieg gegen einen Top-10-Spieler.

135 Minuten benötigte Goffin, um sich in der umkämpften Partie gegen den Weltranglisten-Neunten Raonic mit 6:7 (3:7), 6:3, 6:4 durchzusetzen. Dank der Punkte, die er an den Swiss Indoors holt, wird der 23-Jährige aus Lüttich seine bislang beste ATP-Klassierung (26.) verbessern.

Am Ursprung seines wiedergefundenen Form nach diversen Rückschlägen steht für Goffin ein Trainerwechsel im März. Mit Thierry Van Cleemput an seiner Seite habe er sich zunächst im Training stark verbessert. «Ich habe danach zunächst Challenger-Turniere gespielt, um Selbstvertrauen zu tanken», erzählte Goffin. Er gewann 15 Spiele und drei Trophäen auf der zweithöchsten Turnierstufe. Mittlerweile hat er seit Juli vier Challenger- und zwei ATP-Turniere gewonnen.

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