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Riga geht mit 200 Projekten ins Kulturhauptstadt-Jahr

Als dritte Hauptstadt der drei baltischen Staaten ist Riga 2014 Europäische Kulturhauptstadt. Die Ostsee-Metropole setzt dabei mit viel Gesang auf die positive Kraft der Kultur.

Südostschweiz
05.12.13 - 01:00 Uhr

Von Alexander Welscher (sda)

Riga. – Zum Jahreswechsel gibt es in Riga gleich zweifachen Grund zum Feiern: Lettland wird das 18. Mitglied der Eurozone und die lettische Hauptstadt selbst übernimmt zusammen mit Umeå in Schweden den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt. Das Festjahr in der alten Hansestadt, deren Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe gehört und die berühmt ist für ihre unzähligen Jugendstilbauten, steht unter dem Motto «Force Majeure» (Höhere Gewalt). Es ist – typisch lettisch – stark musikalisch ausgerichtet und umfasst gut 200 Kulturprojekte und Veranstaltungen.

«Wir wollen Kultur als positive Kraft präsentieren und ihre Rolle in Europa stärken», sagt Programmdirektorin Aiva Rozenberga. Das in sechs Themenbereiche unterteilte Programm reicht von kulturhistorischen Ausstellungen über Konzerte, Chor-Feste und Opern bis zu Mitmach-Aktionen und einer grossen Sonnenwendfeier. Der Etat für das Kulturjahr beträgt nach Angaben der Organisatoren 24 Millionen Euro.

Lebende Bücherkette

Die Erwartungen in Lettland sind hoch: Der Status als Kulturhauptstadt biete Riga «die Chance, die besondere Rolle der lettischen Kultur in Europa aufzuzeigen, die touristische Entwicklung zu befördern und den internationalen Einfluss der Stadt zu erhöhen», heisst es auf der Webseite von Staatspräsident Andris Berzins, der die Schirmherrschaft für Riga 2014 übernommen hat.

Eröffnet wird das Kulturhauptstadtjahr vom 17. bis zum 19. Januar 2014. Im Mittelpunkt der Feiern steht eine symbolische Massenaktion – eine lebende Bücherkette in Anlehnung an den so genannten baltischen Weg von 1989. Damals säumten mehr als eine Million Menschen vom estnischen Tallinn über Riga bis ins litauische Vilnius die Strassen, um für ihre Freiheit und Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu demonstrieren. 25 Jahre später sollen die Bewohner von Riga die Bücher aus acht Gebäuden der alten Nationalbibliothek einmal quer durch die Stadt in das modern-markante «Gaismas pils» (Lichtschloss) auf der anderen Flussseite der Daugava reichen.

In dem kostspieligen Bibliotheks-Neubau widmet sich ab Juli zudem eine Ausstellung der 500-jährigen Geschichte des Buchdrucks. «Die Idee ist, damit buchstäblich für Kultur und Werte einzustehen. Die Letten sind ein singendes und lesendes Volk. Dies ist wirklich etwas, das sich über Generationen bewahrt hat und weitergegeben wird», sagt Rozenberga. Deutlich werden dürfte die Sangesfreude insbesondere bei einem Chor-Fest mit mehr als 20 000 Sängern aus fast 90 Ländern.

Zu den weiteren Höhepunkten zählt die Aufführung von Richard Wagners Oper «Rienzi», mit deren Komposition er während seiner Zeit als Kapellmeister in Riga von 1837 bis 1839 begann. Unter dem Motto «Born in Riga» geben einige in der lettischen Hauptstadt geborene Klassik-Stars ein gemeinsames Open-Air-Galakonzert.

Kritik an der Wahl

Rigas Tourismusbehörde hofft 2014 auf 15 bis 20 Prozent mehr Touristen als den zuletzt gezählten über 1,5 Millionen Besuchern. Dafür will sie nächstes Jahr mit einer europaweiten Werbekampagne auf die Ostsee-Metropole aufmerksam machen. Der lettische Hotel- und Gaststättenverband kritisiert allerdings, dann sei es dafür schon zu spät. Kritik gab es auch an der Wahl von Riga, das mit seinen 700 000 Einwohnern ohnehin wirtschaftliches und politisches Zentrum des baltischen Landes ist. Nicht wenige Letten hätten es gerne gesehen, wenn eine andere Stadt – zur Wahl standen noch Cesis und Liepaja – als Riga als Kulturhauptstadt auserkoren worden wäre. Deshalb werden im Rahmenprogramm nun auch andere lettische Städte mit eingebunden.

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