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Regierung wusste von Plänen nichts

Wo soll ein Verladeterminal für Lastwagen gebaut werden, wenn der Gotthard-Strassentunnel saniert und keine zweite Röhre gebaut wird? Gemäss einer Urner Studie kommen dafür fünf Standorte in Steinen, bei Meierskappel, in Rotkreuz und im Aargau infrage.

Südostschweiz
14.05.13 - 02:00 Uhr

Von Josias Clavadetscher

Altdorf/Schwyz. – Drei Aargauer Grossräte waren sehr aufmerksam. An einem Podiumsgespräch der Zentralschweizer Handelskammer zur geplanten Sanierung des Gotthard-Strassentunnels haben sie dem Urner Landammann Josef Dittli genau zugehört. Er äusserte sich damals zu den Plänen für einen Verlad des Schwerverkehrs von der Strasse auf die Schiene, um die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels auch ohne zweite Röhre zu ermöglichen. Dittli erwähnte dabei ein Gutachten, wonach es «zwischen Brugg und Brunnen» mehrere Standorte gebe, um einen Verladeterminal dafür zu bauen. Uri möchte diesen bekanntlich nicht im eigenen Reusstal haben und nach Norden exportieren. Die kurze Rollende Landstrasse (RoLa) soll also durch eine verlängerte ersetzt werden.

4-Meter-Korridor machts möglich

Derzeit wäre eine solche Verlegung eines Terminals nach Norden noch gar nicht möglich. Die Tunnels am Axen sind noch nicht auf eine Eckhöhe von vier Metern ausgebaut. Nun wird dieses Bauprogramm aber vorgezogen und soll 2019 abgeschlossen werden. Damit wird zwischen Basel und Chiasso grundsätzlich der Verlad von Lastwagen mit dieser Eckhöhe möglich, der Axen ist ein Hindernis mehr.

Darum hat der Kanton Uri bei der Verkehrsplaner SMA und Partner AG in Zürich eine Studie erstellen lassen. Sie hatte abzuklären, welche Standorte für einen Lastwagenterminal nördlich von Brunnen infrage kommen. Die Rahmenbedingungen sind klar. So wird verlangt, dass der Standort sowohl für den Laster-Transit Nord– Süd wie den Binnenverkehr in und vom Tessin geeignet sein muss. Weiter geht die Studie davon aus, dass stündlich drei Güterzüge und drei RoLa-Züge in beide Richtungen möglich sein müssen. Für den Verladeterminal wird ein Flächenbedarf von rund 60 000 Quadratmetern vorausgesetzt, es ist von fünf Verladegeleisen mit Rampen, einer Parkierfläche für 200 Lastwagen und einem möglichst direkten Anschluss an eine Autobahn die Rede. Damit kommt automatisch nur ein Standort entlang der bestehenden Bahnlinie von Brunnen nach Goldau, Rotkreuz und Brugg infrage sowie in der Nähe der A4, der A14, der A1 und A3 im Raum Brugg. Daraus ergaben sich die Standorte Birr, Hendschiken, Oberrüti nördlich Rotkreuz, Meierskappel und Steinen.

In Meierskappel, wo A4 und SBB-Linie parallel nebeneinander geführt werden, wurde ein riesiges Areal von 180 000 Quadratmetern in Betracht gezogen. Der grosse Nachteil: Das Gelände ist uneben und abfallend. Auch müsste eine temporäre Brücke über die Autobahn gebaut werden.

Das Gelände bei Steinen liegt entlang der Autobahn zwischen Schornen und Au, rund 110 000 Quadratmeter gross. Es wären ein provisorischer Autobahnanschluss und allenfalls eine neue Brücke nötig. Auch müsste für die Bahn der Einschnitt im «Chämiloch» erweitert werden. Als heikel wird das Einfädeln der RoLa-Züge in den bestehenden Bahnverkehr betrachtet. Allenfalls müsste ein weiteres Überholgleis gebaut werden.

Schwyz hat nicht interveniert

Genau gleich wie die Aargauer Regierung waren auch der Schwyzer Regierungsrat oder das Baudepartement entgegen allen üblichen Gepflogenheiten nicht über diese Planungsarbeit informiert oder orientiert. Wie Amtsvorsteher Markus Meyer vom Amt für öffentlichen Verkehr erklärte, habe man inzwischen diesen Bericht aber zu Gesicht bekommen. Aus Aarau ist ein Donnerwetter nach Uri geschickt worden. Schwyz dagegen hat offenbar deshalb keine Demarche nach Altdorf geschickt, weil von den fünf Standorten Steinen in der Studie am schlechtesten abgeschnitten hat. Wegen Schwierigkeiten empfiehlt die Studie auch, die Standorte Oberrüti und Steinen «vorerst nicht weiterzuverfolgen». Was allerdings auch nicht viel heissen wird, sollte die Opposition an den anderen Standorten im Ernstfall zu viel Widerstand machen.

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