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Reden ist angesagt, nicht schiessen

In Graubünden ist ein Krieg ausgebrochen. Jäger gegen Nichtjäger, Jäger gegen Sonderjagd-Kritiker, Jäger gegen generelle Jagdkritiker. Dazu kommen Stellungskämpfe zwischen Bären- und Wolfsliebhabern auf der einen Seite und Landwirten und Hirten auf der anderen Seite.

Südostschweiz
01.10.14 - 02:00 Uhr

Von Reto Furter

In Graubünden ist ein Krieg ausgebrochen. Jäger gegen Nichtjäger, Jäger gegen Sonderjagd-Kritiker, Jäger gegen generelle Jagdkritiker. Dazu kommen Stellungskämpfe zwischen Bären- und Wolfsliebhabern auf der einen Seite und Landwirten und Hirten auf der anderen Seite. Das Mittelland, das Wölfe will, kämpft gegen das Alpenland, das sie hat. Da werden Kopfprämien auf die illegalen Wolfsjäger von Tamins ausgesetzt, Jagdstrategien mit Störmanövern obsolet gemacht, Jäger und Nichtjäger hüben und drüben mehr oder weniger handfest eingeschüchtert – wie in Trimmis, wo die Staatsanwaltschaft im Fall Astrid Wallier, Vizepräsidentin des Vereins Wildtierschutz Schweiz, wegen Körperverletzung gegen unbekannt ermittelt.

Natürlich: Die Jagd ist für Graubünden ein wichtiges Thema. Nimmt man dem Bündner die Jagd weg, nimmt man ihm die Seele weg, die Geschichte. Nimmt man ihm den Wolf und den Bären aber nicht weg, nimmt man ihm einen Teil der Beute weg. Schreibt man ihm vor, nicht betrunken auf die Jagd zu gehen, fühlt sich der Bündner bevormundet. Tötet man einen Hirsch oder einen Wolf, ritzt man an der Seele der Tierschützer, als ob es um ein Haustier ginge, mit dem man seit 20 Jahren zusammenlebt.

Über all das muss man in einer zivilisierten Gesellschaft aber reden können. Mit Worten, nicht mit Taten. Der Patentjägerverband kann das mit seinen Argumenten. Und die Jagdgegner und Sonderjagdgegner auch, sie haben Initiativen lanciert, die es wert wären, dass die Stimmbürger über die Materie abstimmen könnten – man müsste bloss noch Regierung und Parlament davon überzeugen.

rfurter@suedostschweiz.ch

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