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Plastiken von Godly zieren das Bundesstrafgericht

Im neuen Bundesstrafgerichtsgebäude in Bellinzona hängen zwei Werke des Churer Künstlers Conrad Jon Godly. Für das Kunst-am-Bau-Projekt wurde er von den Bündner Architekten Valentin Bearth und Andrea Deplazes vorgeschlagen.

Südostschweiz
31.07.14 - 02:00 Uhr

Von Valerio Gerstlauer

Bellinzona/Chur. – Es sind die in Bronze gegossenen Abdrücke eines vom Blitz getroffenen Bündner Baums, die seit April die Wände des neuen Bundesstrafgerichts in Bellinzona zieren. Die zwei identischen, symmetrisch angebrachten Plastiken «Il colpo 1» und «Il colpo 2» erinnern denn auch von der Farbgebung her an verkohltes Holz. Vor betonweissem Hintergrund wirken die 2,5 Meter hohen Arbeiten wie hagere Gestalten – und entfalten auch durch ihre geheimnisvoll-düstere Aura eine ungeheure Sogkraft.

Für Conrad Jon Godly stellen die beiden Werke einen bemerkenswerten Schritt nach vorne dar: Zum einen erfährt der Churer Künstler durch den Auftrag für ein derart bedeutendes Bundesgebäude ein Maximum an Aufmerksamkeit. Zum anderen markieren die Arbeiten in Godlys Schaffen den Sprung auf die skulpturale Ebene. Denn bisher war der 52-Jährige ausschliesslich als Maler bekannt, der mit Bergmotiven an der Grenze zur Abstraktion internationale Beachtung findet.

«Als ich vor zwei Jahren die Anfrage aus Bellinzona erhielt, wusste ich, dass ich dort kein Bild aufhängen kann», erzählt Godly. «Es musste eine Skulptur aus Bronze sein.» Hierfür habe er nach etwas Symbolischem für diesen Ort gesucht. Da sei ihm der Blitzschlag in den Sinn gekommen: «Ein Blitz, der von oben herniederfährt wie die Beurteilung des Beschuldigten durch das Gericht.» Es sei aber auch ein Zeichen der Gerechtigkeit und der Hoffnung oder des Vertrauens in ein Gesetz, das über Allem stehe. Schliesslich habe er einen geeigneten, vom Blitz getroffenen Baum gefunden, den er vor dem Abguss nach seinen Vorstellungen bearbeitet habe.

Auf der skulpturalen Ebene wird sich Godly auch in Zukunft bewegen. Bereits sind weitere Kunst-am-Bau-Projekte geplant, für die er Interventionen aus Bronze erarbeiten wird.

Geschenk der Architekten

Für das Kunst-am-Bau-Projekt in Bellinzona wurde Godly von den Bündner Architekten Valentin Bearth, Andrea Deplazes und Daniel Ladner vorgeschlagen. Sie zeichneten zusammen mit dem Tessiner Architekturbüro Durisch und Nolli für den Neubau des Bundestrafgerichts verantwortlich. «Bearth, Deplazes und Ladner schätzen meine Arbeit enorm – deshalb wünschten sie sich, dass ich derjenige Künstler sein werde, der diesen Auftrag ausführt», erklärt Godly. «Da diese Skulpturen ein Geschenk der Architekten und der Bauherren an die Eidgenossenschaft sind, war dieser Direktauftrag auch überhaupt möglich.»

Das neue Gebäude des Bundesstrafgerichts befindet sich in der Viale Stefano Franscini an der Stelle der früheren Handelsschule, von welcher der zweigeschossige Haupttrakt erhalten blieb. Dieser war als Teil eines repräsentativen, jedoch einfachen neoklassizistischen Kopfbaus errichtet worden. Verdeckt hinter dem Kopfbau des Bundesstrafgerichts ist ein neuer, dreigeschossiger Trakt, aussen und innen aus weissem, glattem Sichtbeton, entstanden.

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