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Parlament soll Weichen für Käsereien im Oberseetal stellen

In Glarus Nord muss für die Verwertung der Alpmilch eine Lösung gefunden werden. Eine Arbeitsgruppe hat dafür vier Varianten erarbeitet. Die wirtschaftlichste davon unterbreitet der Gemeinderat nun dem Parlament.

Südostschweiz
19.09.13 - 02:00 Uhr

Von Marco Häusler

Glarus Nord. – Wenn «Glarner Alpkäse» draufsteht, soll auch Glarner Alpkäse drin sein und zwar «Appellation d’Origine Contrôlée» (AOC), also Käse mit dem Label für kontrollierte Herkunftsbezeichnung. Dieses gibt es aber nur, wenn die hochwertige Alpmilch vor Ort verarbeitet wird. Im Tal verwertet, wird aus «Glarner Alpkäse AOC» schnöder «Bergkäse».

Futsch ist dann auch ein Grossteil des Ertrags der Alppächter. «Die Transporte der Milch ins Tal vertilgen 30 Rappen pro Liter», schreibt der Gemeinderat Glarus Nord in seinem Antrag an das Parlament. In diesem geht es darum, die beste Lösung für die Verwertung der Milch zu finden, die auf den Alpen Oberseetal anfällt. Allein bei Pächter Willy Pianta sind das pro Saison rund 100 000 Liter.

Älpler in Finanzierung eingebunden

Je eine Käserei soll nun laut Gemeinderat bei den Alpstäfel Oberseestafel, Rautialp und Niedersee im Oberseetal entstehen. Rund 2,4 Millionen Franken soll das kosten. Dem Parlament beantragen will er den entsprechenden Verpflichtungskredit von genauer 2 429 350 Franken an der Sitzung vom Donnerstag, 26. September (übrige Geschäfte siehe Box).

In der Studie der Arbeitsgruppe werden auch die kurz- und mittelfristigen Investitionen ausgewiesen, die auf den Alpen im Oberseetal für die übrigen Wohn- und Ökonomiegebäude anfallen. «Damit der weitere Investitionsbedarf schon beim Beschluss über die Milchverwertung bekannt ist», schreibt der Gemeinderat.

Diese Mittel könnten «unabhängig von der Realisierung der Milchverwertung entsprechend den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde Glarus Nord» aufgebracht werden. Nicht alleine aufbringen will der Gemeinderat allerdings auch den jetzt beantragten Kredit. Bund und Kanton sollen insgesamt 47 Prozent zur Finanzierung beisteuern. Rund 12 Prozent sollen die – noch nicht gesicherten – Mittel von Hilfswerken ausmachen, und ein Darlehen von weiteren 12 Prozent sollen die Alppächter selbst amortisieren.

Kommission stellt Zusatzantrag

Für Glarus Nord verbleibt nach Abzug aller Posten ein Gemeindebeitrag von 700 000 Franken, der 29 Prozent des Kuchens entspricht.

Darauf will die Bau-, Raumplanungs- und Verkehrskommission den Gemeinderat festnageln. In ihrem Bericht stimmt die vorberatende Kommission der vorgeschlagenen «Variante 4» zwar mit 6:1 Stimmen zu. Sie hält aber fest, dass der Antrag des Gemeinderates wie folgt ergänzt werden soll: «Der Gemeindebeitrag beträgt im Maximum 700 000 Franken.»

Nebenbei gibt es mehr Weidpflege

Die Beiträge von Bund und Kanton sind an Bedingungen geknüpft. «Dass künftige Entwicklungen regional betrachtet und koordiniert werden müssen», lautet gemäss Gemeinderat eine davon. Darum «wurde die Betrachtung der Milchverwertung Oberseetal um die drei Alpen Vorderschwändi, Hinterschwändi und Lochegg im Schwändital erweitert».

Bei der gewählten «Variante 4» ist denn auch eine weitere zentrale Käserei bei Vorderschwändi im Schwändital vorgesehen. Sie ist aber nicht Gegenstand des jetzigen Geschäfts.

Verworfen wurde wegen zu langer Transportwege die «Variante 1» mit einer einzigen Käserei für das Obersee- und Schwändital. Sie hätte auch die Anforderung für ein AOC-Label nicht erfüllt.

Bei der «Variante 2» mit je einer Käserei für jedes der beiden Täler liess die Wertschöpfung zu wünschen übrig. Und bei der abgelehnten «Variante 3» mit zwei Käsereien im Obersee- und einer im Schwändital müsste weiterhin rund ein Drittel der Milch ins Tal transportiert werden.

Das soll auch unter dem Aspekt eines besseren Unterhalts der Infrastrukturen auf der Alp und einer besseren Weidpflege vermieden werden.

Denn: «Sind die Alppächter erst einmal im Tal, kehren sie nicht immer unverzüglich zurück, sondern verrichten anstehende Arbeiten bei ihren Heimbetrieben», führt der Gemeinderat aus, «was leider zu einer Art Verwaisung der Alpen führt.» Auch dieser soll mit der «Variante 4» entgegengewirkt werden.

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