Origen goes to Hollywood

Von Carsten Michels

, prüfte, kann von Liebe keine Rede gewesen sein. Im Gegenteil, Gott war stinksauer; anders lässt sich die biblische Geschichte im Buch Daniel kaum deuten.

Seine Entmachtung und die siebenjährige Verbannung in die Wildnis mögen für Nebukadnezar eine Katastrophe gewesen sein – für das Origen-Kulturfestival erwies sich der Fall des Königs als Glücksfall. Das Festival stürzt sich mit Vorliebe auf alttestamentarische Themen. Prüfungen, Initiationen und Wandlungen: eine Kost, ganz nach dem Geschmack Origens. Nebukadnezars Jahre in der Wüstenei haben im Kurzspielfilm von Sean Fee und Jean Martin selber eine wundersame Wandlung durchlebt. Aus dem König wird Max, ein koksender Hollywood-Filmproduzent, und die babylonische Wüstenei mutiert zur rauen Bündner Landschaft im April.

Kameramann Aaron Fee – wie sein Bruder Sean tatsächlich ein Filmer aus Hollywood – hat sich von der Bündner Berg- und Waldeinsamkeit bezaubern lassen. Während die in Los Angeles gedrehten Sequenzen mit bekannten Klischees spielen, fängt er zwischen Schynschlucht und den tiefverschneiten Höhenzügen im Oberhalbstein Bilder von rätselhafter Kraft und atemberaubender Weite ein. Offenbar folgt Fee dem Objekt seiner Betrachtung, «König» Max (Jean Martin), ebenso gern wie man diesem als Zuschauer folgt. Verstärkt durch introspektive Klänge (Musik: Lorenz Dangel), wird Max’ Wandlung zum Ereignis. Schade, dass man ihn so bald schon verlassen musste – er hätte sicher noch fliegen gelernt.

Premiere feierte der Film «Nebukadnezzar» am Freitagabend im Churer Kino Apollo. Künftig läuft er bis zum Festivalende Mitte August täglich – ausser montags – um 17 Uhr im Scheunenkino in Riom.