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Olympische Spiele würden die Volkswirtschaft befeuern

Olympische Winterspiele in Graubünden auszutragen wäre in volkswirtschaftlicher Hinsicht lukrativ. Und das nicht nur für den Kanton, sondern für die ganze Schweiz. Dies besagt eine Studie.

Südostschweiz
31.10.12 - 01:00 Uhr

Von Dario Morandi

Landquart. – Rund vier Milliarden Franken Umsatz, 1,5 Millionen zusätzliche Logiernächte und Tausende von Jahresarbeitspensen: Das würden Olympische Winterspiele der Schweiz und Graubünden bringen, wenn der Grossanlass im Jahr 2022 in Davos und St. Moritz über die Bühne gehen sollte. Diese Zahlen basieren auf einer Studie, die gestern in Landquart veröffentlicht wurde. In Auftrag gegeben wurde sie vom Verein Olympische Winterspiele 2022 Graubünden beim Forschungsnetzwerk Rütter+Partner, der Hochschule Luzern und der Sporthochschule Magglingen.

Ein wichtiger Teil der Abklärungen

Nach Ansicht von Gian Gilli basiert das Zahlenmaterial auf realistischen Einschätzungen. Die Studie zeige, dass das Projekt Olympia «mehr Chancen als Risiken habe», sagte der Direktor des Vereins Olympische Winterspiele 2022 Graubünden vor den Medien. Mit dem Inhalt der Studie könne einerseits Überzeugungsarbeit geleistet und andererseits innerhalb der Bevölkerung Vertrauen geschaffen werden. Die wirtschaftlichen Effekte seien ein wichtiger Teil der Machbarkeitsabklärungen, denn die Spiele müssten für Graubünden auch ökonomisch Sinn machen, meinte der oberste Bündner Olympia-Promotor.

Spiele haben ein grosses Potenzial

Die Vertreter der Studienverfasser, Heinz Rütter von Rütter+Partner und Jürg Stettler von der Hochschule Luzern, wiesen auf die positive Wirkung hin, die eine Kandidatur auf die Wirtschaft haben könne. Würden die Spiele tatsächlich in Graubünden durchgeführt, orten sie allein dort 520 000 bis 975 000 zusätzliche Übernachtungen bis 2022 sowie ein Arbeitsvolumen zwischen 12 000 und 15 000 jährliche Vollzeitstellen.

Für den Kanton sei mit einer Bruttowertschöpfung von bis zu 1,8 Milliarden Franken zu rechnen, was einem Anteil von zwei Prozent des kantonalen Bruttoinlandprodukts darstellen würde, hiess es. Die Experten prognostizieren aber nicht nur für Graubünden einen volkswirtschaftlichen Schub. Die übrigen Landesteile könnten mit 1,7 bis 1,9 Milliarden Franken an direkten Umsätzen sowie mit bis zu 750 000 zusätzlichen Logiernächten vom Olympia-Kuchen profitieren. Und den öffentlichen Kassen würden in Form von Steuern und Abgaben bis zu 440 Millionen Franken zufliessen, in Graubünden wären es zwischen 75 und 95 Millionen Franken.

Nachhaltige weisse Spiele

Doch wie realistisch sind die Einschätzungen der Experten? Die Zahlen seien von Leuten eruiert worden, die über die nötige Erfahrung verfügten, meinte Rütter. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer «realistischen Ausgangslage». Sein Kollege Stettler, der gleichzeitig auf die Nachhaltigkeit der Spiele hinwies, wurde da schon ein wenig konkreter: Das Risiko einer Kostenüberschreitung sei auch im Fall von Graubünden 2022 nicht auszuschliessen, gab er zu bedenken. Vergleiche mit Olympischen Spielen aus der Vergangenheit anzustellen, sei jedoch falsch. Und zwar weil Graubünden mit nachhaltigen, weissen Spielen einen anderen Weg gehen wolle. Direktor Gilli doppelte nach: Die Ausgaben seien, nicht zuletzt wegen der zahlreichen temporären Bauten, bewusst hoch und die Einnahmen konservativ budgetiert worden.

Vision Olympia weiterverfolgen

In den Reihen der Bündner Wirtschaft wird das Projekt Olympia begrüsst. Für Marco Ettisberger, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands und der Handelskammer Graubünden, wird Olympia den wachstumsschwachen Kanton weiterbringen. Dadurch werde «ein Riesenruck durch den Kanton gehen», glaubt er. Für Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse Graubünden, ist es angesichts der Umsatzeinbussen im Tourismus «bitter nötig, dass diese Vision weiterverfolgt wird». Allein schon die Kandidatur löse positive Effekte aus. Und für Christoph Caprez, Chef des Landquarter Lebensmittelherstellers Frostag Food, bietet Olympia für Graubünden beste Voraussetzungen, auf dem Markt aufzutreten und dort neue Chancen nutzen zu können.

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