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Ökoaktivist Camenisch: «Der bewaffnete Kampf ist für mich keine Perspektive mehr»

Der militante Ökoaktivist Marco Camenisch bricht sein Schweigen: Er befürchtet, die Justiz wolle ihn verwahren.

Südostschweiz
12.07.14 - 02:00 Uhr

Von Jürg Wirth

Chur. – Seit 23 Jahren sitzt der Puschlaver Marco Camenisch ununterbrochen im Gefängnis. Seine Haftstrafe läuft in knapp vier Jahren ab. Er freue sich auf die Freiheit, sagt Camenisch im Interview mit der «Südostschweiz». Doch er befürchte, dass ihn die Justiz länger wegsperren wolle. «Vielleicht versuchen sie es.»

Der militante Gegner der Atomenergie, der 2007 wegen des Mordes an einem Grenzwächter zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt wurde (Camenisch streitet die Tat ab), sieht eine Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes für sich nicht als Perspektive.

«Ich bin Anarchist»

«Draussen würde ich wahrscheinlich politische Arbeit machen oder einen Bauernhof führen», sagt Camenisch. «Auch das ist eine starke politische Aussage.» Seinen Überzeugungen hat der 62-Jährige nicht abgeschwört. «Ich bin Anarchist», sagt er. Und: Er glaube, dass eine Grundvernunft herstellbar und ein anständiges gegenseitiges Benehmen möglich sei. Genauso wie eine Revolution. «Politischer Kampf bedeutet, sich für soziale Anliegen radikal, revolutionär einzusetzen.»

Camenisch sieht sich denn auch als politischer Gefangener und kritisiert damalige Verbindungen zwischen den Strafverfolgungsbehörden und der Energiewirtschaft im Verfahren gegen ihn. Er macht etwa den Vorwurf, mögliche Beweismittel seien nicht sorgfältig behandelt worden – und gegen ihn verwendet, obwohl italienische Spezialisten sie nicht als taugliche Indizien beurteilt hätten.

Camenisch gibt aber auch Privates preis, aus der Zeit, die er in Italien verbrachte – und aus den Kontakten mit der Welt ausserhalb der Gefängnismauern.

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