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Nun kehrt auch der Biber zurück

Pro Natura hat im Naturschutzgebiet Siechenstauden bei Maienfeld zwei Biber entdeckt, wie der «Prättigauer und Herrschäftler» berichtet. In Graubünden leben somit gemäss dem Amt für Jagd und Fischerei vier bis sechs Biber.

Südostschweiz
02.08.14 - 02:00 Uhr

Von Ursina Straub

Chur. – Vor zwei Wochen ist ein Mitarbeiter von Pro Natura im Naturschutzgebiet Siechenstauden bei Maienfeld auf Spuren von Bibern gestossen. Einen Tag später hat Pro Natura das Naturschutzgebiet mit zwei Experten besucht. Es stellte sich heraus, dass sich zwei Biber angesiedelt hatten. Vor einer Woche gelang es dem zuständigen Wildhüter, Karl-Heinz Jäger, in der Dämmerung einen Biber zu fotografieren. Gemäss Hannes Jenny vom Bündner Amt für Jagd und Fischerei leben somit vier bis sechs Biber in Graubünden.

Vor über 200 Jahren ausgerottet

Während gut 200 Jahren war der Biber ausgerottet. Zwar wanderte 1968 das Bibermännchen «Haakon» die 120 Kilometer lange Strecke vom thurgauischen Bottighofen nach Grüsch, es wurde aber am 18. Juni 1968 überfahren. Erst Anfang 2008 konnte am Inn bei Scuol erstmal wieder ein Biber beobachtet werden. Das Tier ist heute noch nachweisbar. Zwischen Landquart und Rhäzüns haben sich zudem vermutlich zwei Biber angesiedelt, und seit rund einer Woche konnte nun auch bei der Ans-Rüfe beim St. Luzisteig ein Biber nachgewiesen werden. Die Biber sind vermutlich entlang des Rheins und via Mühlbach von Liechtenstein und dem St. Galler Rheintal nach Maienfeld eingewandert.

Erstes Biberpaar?

«Im Liechtenstein und Rheintal konnten sich die Biber konstant vermehren», erklärt Wildbiologe Jenny auf Anfrage. «So entsteht für Jungtiere ein relativ grosser Abwanderungsdruck.» Ob es sich bei den beiden Bibern im Naturschutzgebiet Siechenstauden um ein Männchen und ein Weibchen handelt, vermag Jenny nicht zu sagen: «Das wissen wir erst, wenn wir Nachwuchs beobachten können.»

Für Jacqueline von Arx von Pro Natura ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Maienfelder Biber ein Pärchen sind: «Die beiden Biber hausen in einem Bau, das wäre für zwei männliche Biber ungewöhnlich.» Biber seien keine Rudeltiere, meint die Geschäftsführerin von Pro Natura auf Anfrage, sondern lebten monogam in einem festen Revier. Die Jungtiere werden nach zwei bis drei Jahren geschlechtsreif und wandern ab.

Die pflanzenfressenden Biber sind Landschaftsgestalter und eigentliche Schlüsselarten für die Gewässerlebensräume: Dadurch, dass sie Bäume fällen, können sie Auenlandschaften positiv beeinflussen und ökologische Nischen für andere Tierarten schaffen. Dämme errichten Biber, um den Zustieg zu ihrem Bau zu fluten und sich vor ihren natürlichen Feinden Fuchs, Dachs und Wolf zu schützen. Zudem legt der Biber unter Wasser einen Nahrungsvorrat an.

Konfliktpotential unklar

Die Pro Natura-Geschäftsführerin von Arx rechnet nicht damit, dass die Biberpopulation rasch anwächst: «Der Biber ist in Auen und ruhigen Gewässern heimisch – der natürliche Lebensraum ist beschränkt. An einem Wildbach etwa fühlt sich der Biber nicht wohl.»

Das Konfliktpotential mit Hochwasserschutz, Land- und Forstwirtschaft schätzt die Pro Natura-Geschäftsführerin als eher niedrig ein: «Konflikte können da auftreten, wo ein Biberrevier an Landwirtschaftsland grenzt, in landwirtschaftlich genutztem Land liegt oder wo der Gewässerraum zu knapp bemessen ist.»

Hinsichtlich des Konfliktpotenzials wagt Hannes Jenny keine Prognose: «Wir beobachten die Situation deshalb genau.» Das Bündner Amt für Jagd und Fischerei stütze sich dabei auf das Konzept Biber Schweiz, auf professionelle Betreuung und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Jacqueline von Arx zeigt sich erfreut, dass sich der Biber nun auch in Graubünden, als einem der letzten Kantone der Schweiz, ansiedle.

Sie unterstreicht jedoch, dass das Gebiet Siechenstauden unter Naturschutz stehe: «Das bedeutet, dass man sich nur auf den Wegen bewegen darf.» Biber seien sehr scheu und nachtaktiv. Beobachten lässt sich das Tier deshalb am besten vom markierten Aussichtspunkt aus in der Abend- und Morgendämmerung.

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