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Niggli nach Fehler Fünfte – Hertner sichert sich Bronze

Fabian Hertner hat gestern über die Mitteldistanz Bronze geholt und der Schweiz die fünfte Medaille an der OL-WM in Lausanne gesichert. Topfavoritin Simone Niggli dagegen musste sich nach einem groben Fehler mit Rang 5 begnügen.

Südostschweiz
18.07.12 - 02:00 Uhr

Von Richard Stoffel

Orientierungslauf. – Vor dem Rennen der Frauen hatte sich eigentlich nur die Frage gestellt, mit wie viel Vorsprung Niggli ihren 19. WM-Titel holt. Dermassen überlegen war die 34-jährige Bernerin zuvor in dieser Saison gewesen – an den Europameisterschaften in Falun hatte sie in sämtlichen Einzeldisziplinen souverän triumphiert, und auch im WM-Sprint am Samstag war sie eine Klasse für sich. Doch zwischen Posten 7 und 8 unterlief der Schweizer Sportlerin der Jahre 2003, 2005 und 2007 ein Fehler der gröberen Art; sie verrutschte auf der Karte und lief fälschlicherweise den Posten 15 an. Diese Unachtsamkeit kostete Niggli gemäss ihrem Ehemann Matthias zwei bis drei Minuten, womit sie keine Chance mehr auf den Sieg hatte.

Schon früh in Rücklage geraten

Allerdings wäre es auch ohne diesen Fehler schwierig geworden, sich den WM-Titel zu holen. Bei der ersten Zwischenzeit bei Posten 7 lag Niggli als Zweite 16 Sekunden hinter der späteren Gewinnerin Minna Kauppi – die exzentrische Finnin sicherte sich zum dritten Mal nach 2008 sowie 2010 WM-Gold über die Mitteldistanz und wurde zum neunten Mal Weltmeisterin. Bei der zweiten Zwischenzeit lag Niggli mit einem Rückstand von 2:13 Minuten auf Kauppi an achter Stelle; danach verlor sie bis ins Ziel noch elf Sekunden auf die Nordländerin.

Damit ist Nigglis Traum, wie 2003 in Rapperswil-Jona und 2005 in Aichi (Japan) in sämtlichen vier Disziplinen zu triumphieren, geplatzt. Dies hat allerdings auch etwas Gutes, wertet es doch ihre bisherigen Erfolge auf. Nun dürfte jedem wieder klar geworden sein, dass auch für die Mutter dreier Kinder Siege nicht ein Selbstläufer sind. Zudem ist es kein Zufall, dass sie gerade über die Mitteldistanz patzte, ist diese doch ihre «schwächste» Disziplin. Morgen dürfte es für sie einfacher werden, ihren 19. WM-Triumph zu realisieren. Über die Langdistanz kommt Nigglis läuferische Überlegenheit besser zum Tragen. Im weiteren ist das Gelände in Chalet-à-Gobet einfacher.

Als zweitbeste Schweizerin im Rennen über die Mitteldistanz erreichte Sara Lüscher den siebten Rang. Lediglich 20. wurde Judith Wyder, die letztjährige WM-Dritte. Der 24-jährigen Bernerin unterlief ebenfalls ein grosser Fehler – bei der zweiten Zwischenzeit war sie noch Sechste gewesen. Silber und Bronze gewannen die Schwedin Tove Alexandersson und die RussinTatjana Rjabkina.

Dritte WM-Medaille für Hertner

Fabian Hertner war sich über die Tücken im Gelände von La Givrine bewusst; bestärkt wurde er durch den Fehler von Niggli. Deshalb war ihm klar, dass nicht die läuferischen Qualitäten entscheiden werden, weshalb er sich viel Zeit fürs Kartenlesen nahm. Dies zahlte sich aus. Der 27-jährige Baselbieter beendete das Rennen ohne nennenswerten Fehler und musste sich nur dem Letten Edgars Bertuks und dem Russen Valentin Nowikow geschlagen geben – auf den Sieger verlor er 25 Sekunden. Für Hertner war es die dritte Medaille an Weltmeisterschaften, nachdem er 2009 und 2010 im Sprint jeweils Silber geholt hatte. Mit Marc Lauenstein als Neunter schaffte ein weiterer Schweizer den Sprung in die Top 10. Baptiste Rollier dagegen wurde disqualifiziert.

Lediglich Vierter wurde der französische Topfavorit Thierry Gueorgiou, der zuvor nicht weniger als siebenmal WM-Gold über die Mitteldistanz gewonnen hatte. Der Sieg von Bertuks kommt einer grossen Überraschung gleich; zuvor war der 27-Jährige an einer WM in einem Einzelrennen nie besser als Neunter gewesen.

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