nicht zu viel Empörung, es sei denn …

Von Rolf Hösli

Der neuste Fleischskandal weitet sich aus. Stimmen die Aussagen eines ehemaligen Mitarbeiters, so haben die Betrügereien bei Carna Grischa System. Das bedeutet, dass die Fleischkonsumenten in der Südostschweiz flächendeckend und über längere Zeit getäuscht wurden. Das ist ein Skandal.

Aber überraschend ist er nicht. Zum einen gibt es überall schwarze Schafe, wo es Geld zu holen gibt. Zum andern fehlen gerade im Lebensmittelbereich wirkungsvolle Kontrollen fast gänzlich. Aber vor allem scheinen solche Mauscheleien systembedingt zu sein. Wie viele Skandale haben wir schon über uns ergehen lassen müssen: von Findus bis zum Nitrat im Salat, von der erschreckenden Hühnerhaltung bis zum Überfischen der Meere, Rinderwahn und und und – wir können es schon gar nicht mehr hören.

Dabei sind es gerade wir Konsumenten, die an der Wurzel des Übels stehen. Indem wir immer und überall und gerade jetzt das Gewünschte essen wollen. Wie auf Knopfdruck haben die Läden und die Restaurants das Gewünschte dann auch bereitzuhalten. Sofort, in bester Qualität – und erst noch nicht zu teuer, bitte!

Ob die Natur das Entsprechende hergibt, interessiert uns gar nicht. Wie stark die Natur mit der Produktion belastet wird, ist höchstens am Rande ein Thema. Doch die grosse Masse stellt mit ihren Einkäufen die Weichen. Hier braucht es ein Umdenken. Solange nicht mehr als ein paar Idealisten sich beim Einkauf Gedanken machen und auch bereit sind, tiefer in die Tasche zu greifen, wird die Serie an Lebensmittelskandalen nicht abreissen.

rhoesli@suedostschweiz.ch