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(Nicht nur) Glarner können Kantonalbank-Aktien kaufen

Der Glarner Landrat hat gestern für den Börsengang der Kantonalbank grünes Licht gegeben. Mit grosser Mehrheit sprach er sich damit für diesen Weg zu mehr Eigenkapital aus.

Südostschweiz
24.04.14 - 02:00 Uhr

Von Fridolin Rast

Glarus. – Die grosse Mehrheit des Landrats hat sich gestern hinter Kommission und Regierung gestellt. So kann die Glarner Kantonalbank (GLKB) noch im Juni Aktien für maximal 35 Millionen Franken auf den Markt bringen. Nur «einige Enthaltungen» hatte Parlamentspräsident Kaspar Krieg an seiner letzten Sitzung festzustellen.

Keine Alternative zum Börsengang

Artikuliert hat die Skepsis dahinter Landrat Jacques Marti (SP, Sool) im Namen der sozialdemokratischen Fraktion. Diese tue sich schwer mit der Vorlage und unterstütze den Antrag auf Kapitalerhöhung und Börsengang nur bedingt: «Hauptsächlich darum, weil es aus heutiger Sicht keine Alternative zum Börsengang gibt.» Ausser jener, dass der Kanton selber weiter Geld in die GLKB einschiesse, was wiederum der Eigentümerstrategie widerspricht.

Als Bedenken nannte Marti, ob im Glarnervolk eine Volksaktie auch genügend Absatz finde, und warum denn dieses Volk Anteile kaufen soll für eine Bank, die ihm ja schon gehört. Weiter, ob die GLKB – als Hypothekarbank in einem umkämpften Markt – denn attraktiv genug sei für institutionelle Anleger.

Marti fragte weiter: «Führt der Börsengang dazu, dass Privatkunden und KMU aus dem Glarnerland unterschiedlich behandelt werden, je nachdem, ob sie Aktien gezeichnet haben oder nicht?» Eine Aktie könne nicht nur steigen, sondern auch sinken. Und bei einem allfälligen Schiffbruch des Börsengangs müsse der Kanton den Rettungsschwimmer machen.

Keine volle Privatisierung

Käme das zusätzliche Geld vom Kanton, so würde sein «Klumpenrisiko» noch grösser, anerkannte auch Karl Stadler (Grüne, Schwändi). Er verband damit einen Aufruf an die Bank, mit dem Volksvermögen verantwortungsvoll umzugehen. Er stellte fest, gegen eine volle Privatisierung spreche der volkswirtschaftliche Auftrag, den die GLKB im Kanton habe. Und gegen eine Anpassung der Eigenkapitaldecke mittels Schrumpfung der Bank spreche die Befürchtung, Glarner Unternehmen kämen dann weniger gut zu Krediten für ihre Geschäftstätigkeit.

Die Kantonalbank habe jahrzehntelang mit gefährlich wenig Eigenkapital gewirtschaftet, gestand Finanzdirektor Rolf Widmer ein: «Entweder, weil man es in Kauf genommen hat oder sich dessen nicht bewusst war.» Träger für dieses Risiko könne nicht mehr der Kanton sein, und eine handelbare Aktie vorab für die Glarner Bevölkerung sei die Alternative zum strategischen Partner, den man erfolglos gesucht hat. Sicherer machen könne man eine Bank aber nur mit mehr Eigenkapital, so Widmer. Und seit der Finanzkrise von 2007 verschärften die Bankregulatoren die Anforderungen laufend.

Widmer zeigte sich überzeugt, dass die Nachfrage nach den Aktien gross sein werde. Müssten doch nach den Steuerdaten die Glarner weniger als ein Prozent ihrer Wertpapiere umschichten, um die angepeilten 35 Millionen Franken zu zeichnen.

Marco Kistler stellte die Frage in den Raum, ob die GLKB die Staatsgarantie noch korrekt an den Kanton abgelte. Denn künftig profitierten auch andere Aktionäre von Gewinnen, während der Kanton das Risiko trage. Finanzdirektor Widmer entgegnete, das 2008 gewählte Abgeltungsmodell sei dem Risiko entsprechend.

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