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Nächster Akt im Machtkampf zwischen Skibbe und Salatic

Die Grasshoppers haben im schwelenden Machtkampf zwischen Trainer Michael Skibbe und Veroljub Salatic ein Zeichen gesetzt: Der einflussreiche Captain wurde gestern unmittelbar vor dem Spiel gegen Vaduz suspendiert.

Südostschweiz
01.09.14 - 02:00 Uhr

Von Sven Schoch

Fussball. – Der Verwaltungsrat der Hoppers nahm zur einschneidenden Massnahme nur in einem knapp gehaltenen Communiqué Stellung. Der Entscheid, vorübergehend auf den 28-jährigen Teamleader zu verzichten, sei aufgrund «verschiedener Vorfälle und Unstimmigkeiten in den vergangenen Wochen» gefällt worden.

Es ist längst ein offenes Geheimnis: Salatics Beziehung zu Skibbe ist seit geraumer Zeit zerrüttet. Immer wieder mischte sich der defensive Stratege trotz zuletzt vermehrter persönlicher Mängel in taktische Belange ein – oder tönte im Journalisten-Kreis angebliche Versäumnisse des Trainers an.

Der erste Frontalangriff

Im Dezember 2013 nach dem Cup-Out gegen Thun griff Salatic seinen Trainer erstmals via «Blick» frontal an. «Dass man einen Spieler, der drei Millionen Marktwert hat, nur für die letzten fünf Minuten spielen lässt, und er dann auch noch keinen Elfmeter schiesst, das ist für mich sehr fragwürdig, da bekomme ich Vögel.» Gemeint war Izet Harjovic.

Intern sollen sich die Beteiligten ausgesprochen haben. Aber der Disput blieb haften, zumal Salatic auch in dieser Saison mit pointierten Aussagen nachlegte. Skibbe antwortete kürzlich ebenfalls mit einer klaren Ansage in einem TV-Interview: «Es darf in einem Klub nur einen Trainer geben, nicht noch einen 1-B-Trainer.» Er gebe den Weg vor, nicht Salatic.

Die Vereinsleitung liess den (zu) mächtigen Captain erstaunlich lange gewähren. Ihm kam bislang mutmasslich zupass, dass die (Führungs-)Strukturen im Umfeld der Stadtzürcher permanent wechseln. Skibbes Ansprechpartner sind immer wieder andere. Von jenen, die ihn einst engagiert haben, trennte sich der Klub der Reihe nach. André Dosé wurde Ende des letzten Jahres entmachtet, Sportchef Dragan Rapic stellte GC im Mai ebenfalls frei. Und im Juni zog sich der langjährige Verwaltungsrat und Geldgeber Heinz Spross aus dem operativen Geschäft zurück. Zum Chaos im Organigramm kommt nach zwei auf dem Rasen höchst erfolgreichen Jahren (Cupsieg und zwei Top-2-Klassierungen) der sportliche Absturz in dieser Saison. Die Querelen und verschiedenen Vorstellungen, wie ein Team zu führen ist, dringen inzwischen ungefiltert an die Oberfläche.

Unerwünscht, aber im Stadion

Fürs Erste haben sich die Entscheidungsträger nun hinter ihrem angezählten Trainer positioniert und den Anführer der Skibbe-Kritiker gestoppt. Sie stärken dem offiziellen Chef der Equipe den Rücken und nicht etwa dem Ur-Hopper, der in seiner elften Profi-Saison für die Zürcher seine Kompetenzen und seinen langfristigen Vertrag mit GC offenbar falsch interpretiert hat.

Der auf dem Feld bis auf Weiteres unerwünschte «Key-Player» erschien trotz der Ausladung aus der Equipe im Letzigrund. Lächelnd verteilte Salatic auf der Tribüne Autogramme und sah, wie sich seine Teamkollegen selbst gegen den Aufsteiger Vaduz enorm schwertaten – ein bizarres Bild.

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