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Nachhaltige Entwicklungshilfe

Alle Jahre gibt es auf der Welt 80 Millionen mehr Menschen. So viel mehr Menschen, wie Deutschland Einwohner hat. Kein Wunder, dass sich die Probleme wie Luftbelastung, Ernährungssicherheit, Wasserreserven, leer gefischte Meere und so weiter dauernd verschärfen.

Südostschweiz
23.10.10 - 02:00 Uhr

Die Zunahme findet zu 90 Prozent in den Entwicklungsländern (Dritte Welt) statt, ausgerechnet dort, wo heu- te schon grosser Mangel herrscht. Zum Beispiel haben die Länder Nigeria, Uganda, Kongo, Zaire ein Bevölkerungswachstum von drei Prozent. Da dies exponenziell ist, bedeutet das alle 20 Jahre die doppelte Einwohnerschaft. Die alljährlichen Entwicklungsmillionen werden von einer derartigen Bevölkerungsexplosion vernichtet.Trotzdem wollen die grossen Hilfswerke wie Heks, Helvetas, Swissaid von der Förderung der Familienplanung nichts wissen. Sie behaupten, mehr Wohlstand und Bildung bedeute weniger Kinder. Unterdessen müssen wir aber auf Plakaten lesen: «Kinder, die verhungern, inakzeptabel!» Auch bei der Uno suche ich vergeblich nach Familienplanungsprogrammen. Ich finde nur unzählige Projekte gegen Krankheiten.Die Entwicklungshelfer und -helferinnen bauen Brunnen, Spitäler, Schulen, informieren über Hygiene, impfen und so weiter – und machen aber selbst künstliche Empfängnisverhütung, denn sonst hätten auch sie mehr Kinder, als sie wünschen und dies trotz guter Bildung und Wohlstand. So ist der Mensch nun mal angelegt.Eine effektive und nachhaltige Hilfe muss den Hebel bei der Familienplanung ansetzen. Die Regierungen der Entwicklungsländer sind diesbezüglich zu fördern und zu unterstützen. Andernfalls kommen diese Länder nicht aus der Armutsfalle heraus, mit den absehbaren Konsequenzen von lokalen Kriegen und grossen Migrationsströmen. Die Frauen wollen nicht so viele Kinder, schon gar nicht, wenn sie für diese dann nicht richtig sorgen können. Die Geburtenrate sinkt rasch, wenn die Aufklärung würdig und der Zugang zu Verhütungsmitteln vorhanden und erschwinglich ist.Kommt noch der gesundheitliche Aspekt dazu. Frauen, die nicht dauernd gebären, sind gesünder, stärker, die Todesraten sinken, es gibt weniger Waisen, weniger Abtreibungen, und nicht zuletzt sterben weniger Kinder «inakzeptabel an Hunger», da es zwangsläufig für weniger Kinder mehr zu essen gibt.Wie es aussieht, wenn die Bevölkerungsvermehrung gestoppt ist, zeigt das afrikanische Land Mauritius, das mit internationaler Hilfe eine gezielte Familienpolitik betreibt. Heute hat Mauritius 0,82 Prozent Bevölkerungswachstum und ist eines der wenigen stabilen und prosperierenden Länder Afrikas.Warum ist denn die Familienplanung nicht immer und sowieso an erster Stelle bei den Entwicklungshilfen?Papst Paul VI. in der Enzyklika «Über die rechte Ordnung und Weitergabe des menschlichen Lebens» lehnt künstliche Mittel der Empfängnisverhütung unter Berufung auf ein «natürliches Sittengesetz» als in sich «verwerflich» ab. Jeder «eheliche Akt» müsse auf die Erzeugung menschlichen Lebens hingeordnet bleiben.Es ist zu befürchten, dass die Hilfsorganisationen mit einem Auge auf Rom schielen, wenn sie keine Empfängnisverhütungsprogramme durchführen.Dabei ist doch der mehr als 2000 Jahre alte Text in der Bibel: «Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, was auf Erden kriecht!» (1. Mose 1,28), längst erfüllt, überfüllt – leider. Wird auf Empfängnisverhütung verzichtet, so wird die Frau nach jeder Geburt wieder schwanger, sofern sie dazu nicht zu schwach ist. Erbrechen, dick, Geburt, erneute Schwangerschaft in einer langen Serie, bis sie nicht mehr fruchtbar ist, sofern sie nicht vorher an einer der Geburten stirbt oder an allgemeiner Schwäche. Zusätzlich zu den Problemen der Überbevölkerung darf dies doch auch nicht Millionen von Frauen weiter zugemutet werden, wenn wir schon Mittel dagegen haben.Wir, allen voran wir Frauen, müssen vor allem diejenigen Hilfsorganisationen unterstützen, welche Familienplanung zusammen mit geeigneten Verhütungsmitteln im Programm haben und dadurch den Frauen helfen (nicht sie zwingen), nur noch Wunschkinder zu bekommen, bis die Länder sich selbst helfen können. Unsere Politiker sind aufgefordert, diejenigen Hilfswerke zu unterstützen und zu empfehlen, die gesamtheitliche Familienplanung im Programm haben.Marianne Manzanell ist Kaufmännische Direktorin der Freymatic Ziegeleimaschinen-Fabrik in Felsberg.

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