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Nach Kobane ist vor Kobane

Kobane ist frei. Es dauerte mehr als vier Monate, bis die Terrormilizen des «Islamischen Staat» aus der Stadt an der türkischen Grenze vertrieben wurden.

Südostschweiz
29.01.15 - 01:00 Uhr

Ohne die massive Luftunterstützung der US-geführten Koalition wäre der Erfolg nicht möglich gewesen. In Kobane hat sich gezeigt, dass das Zusammenspiel zwischen Kampfflugzeugen und Bodentruppen der einzige Weg ist, um den IS zu besiegen. Wo amerikanische Flugzeuge «nur» bombardieren, konnte sich der IS behaupten.

Leider sind die schlagkräftigen Kurden der marxistischen «PYG» nicht stark genug, um als «Bodentruppen des Westens» ihren Siegeszug bis ins 120 Kilometer entfernte Rakka, der Hauptstadt des «IS-Kalifates» fortzusetzen. Den Druck auf den IS aufrechterhalten, werden sie aber allemal. Noch immer sind mehr als 250 kurdische Ortschaften im kurdischen «Kanton» Kobane in den Händen der Dschihadisten.

Deren Nimbus der Unbesiegbarkeit sei jetzt gebrochen, behaupten Sprecher der PYG. Man habe auch die Angst überwunden, welche der IS mit seinen Terrorkommandos verbreitet habe. Der Sieg in Kobane könnte eine Wende im Kampf gegen die IS-Dschihadisten einleiten, verkünden die Kurden euphorisch. Doch Vorsicht: Der IS wurde in Kobane sicherlich schwer verwundet. Ihre Niederlage werden die Dschihadisten aber niemals eingestehen. Sie werden versuchen, sich an den tapferen Kurden zu rächen.

Ihr Erfolg war ein mit hohen Opfern erkaufter Etappensieg, der jetzt verteidigt, ausgebaut werden muss. Der fortgesetzten Unterstützung der US-Luftwaffe können sich die Kurden dabei sicher sein. Auf türkischer Seite macht man allerdings keinerlei Anstalten, den Kurden jetzt entgegen zu kommen. Am Grenzübergang bei Suruc setzte das türkische Militär gestern Tränengas ein, um Freunden der Kurden den Weg nach Kobane zu versperren.

Nach Kobane ist für Staatspräsident Erdogan noch immer vor Kobane. Die Einrichtung eines Hilfskorridors für die mit der PKK verbündeten syrischen Kurden kommt für den Türken nicht infrage. Als «Verbündeter» im internationalen Kampf gegen den Islamischen Staat macht sich Erdogan damit erneut unglaubwürdig. Die anderen Alliierten sollten ihn daher mit Nachdruck daran erinnern, welche Aufgaben die Türkei zur Bekämpfung des Dschihad-Terrors zu erfüllen hat.

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