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Mythos Aprilscherz

Warum schicken wir unsere Mitmenschen eigentlich in den April? Eine einzige gültige Erklärung gibt es nicht. Eine der möglichen Erklärungen kommt aus Bayern. Dort soll schlechtes Bier einst den Ursprung des Brauchs ausgelöst haben.

Südostschweiz
01.04.12 - 02:00 Uhr

Von Seraina Etter

Einmal im Jahr dürfen, ja müssen die Medien hierzulande und auch anderswo eine sogenannte Ente produzieren: am 1. April. Dass Medien den ersten Apriltag für skurrile Witzmeldungen ausnutzen, hat nämlich Tradition. Doch warum gerade der Aprilscherz?

Petrus oder Jesus Christus?

Schriftlich festgehalten wurde der Ausdruck «in den April schicken» erstmals 1618 in Bayern. Über dessen Ursprung streiten sich die Wissenschafter noch heute: Das trügerische Aprilwetter, das uns ständig reinlegt, soll der Grund sein. Dagegen spricht, dass der Brauch nicht nur in unseren Breitengraden bekannt ist. Im Bereich des Wetters liegt aber noch eine weitere mögliche Erklärung bereit: Der Aprilscherz soll der Rest des Frühlingsbrauchs vom Aprilnarr sein. Dieser lässt sich überall herumschicken und steht für den machtlos gewordenen Winter, mit dem der Sommer tun kann, was er will. Dies steht im Zusammenhang mit dem Herumschicken Jesu Christi «von Pontius zu Pilatus» am Tag seiner Verurteilung – einem 1. April.

Deutsche oder Franzosen?

Verbreitet ist die These, der Brauch gehe auf die Kalenderreform des französischen Königs Karl IX. im Jahr 1564 zurück: Statt wie bisher am 1.April begann das neue Jahr nun am 1. Januar. Mancherorts feierten die Menschen aus Unwissenheit weiter Ende März den Jahresbeginn. Sie wurden als Aprilnarren verspottet. Eine andere amüsante Geschichte aus der Grand Nation besagt, dass der lustgesteuerte König Heinrich IV. wurde am 1.April schriftlich von einer 16-jährigen Unbekannten zu einem Tête-à-Tête eingeladen. Aus dem romantischen Rendezvous wurde Ernüchterung, als ihn am Treffpunkt nicht das Mädchen, sondern der versammelte Hofstaat – angeführt von seiner Gattin empfing.

Der Scherz mit dem Bier

Neue Erkenntnisse liefert der in Lindenau bei Leipzig geborene Brauchtumsforscher Götz Meyer-Stickler. «Der Aprilscherz geht auf den bayrischen Hofstaat zurück», weiss er. Herzog Maximilian I. sicherte sich 1602 das Weissbiermonopol. Er verbot anderen Sudstätten, das flüssige Gold herzustellen. 1605 braut er im Münchner Hofbräuhaus – das sein Vater Wilhelm erbauen liess – bereits 1444 Hektoliter Bier. «Finanzgenie Maximilian machte dank des Monopols ein Vermögen und erzürnte die kleinen Sudstätten und Gastwirte. Die Wütenden trafen sich am 1.April 1610, um ihm einen Denkzettel zu verpassen – sie pinkelten in die Würzpfanne», so Meyer-Stickler. Da alles steril sein muss, was mit Bier in Berührung kommt, gab es eine Fehlgärung. Das Ergebnis: saures, ungeniessbares Bier. Aber sauer macht ja bekanntlich lustig.

Und apropos lustig: Das mit dem Bier ist nur ein …, na was wohl?

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