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Mutigere Männer arbeiten weniger

Das Projekt «Der Teilzeitmann» ist ein Anliegen der Glarner Gleichstellungskommission. Eine Podiumsdiskussion nahm sich des Themas an und zeigte unterschiedliche Meinungen auf.

Südostschweiz
21.09.14 - 02:00 Uhr

Das Arbeitsmodell des «Teilzeitmanns» wird an einem Podium im Kunsthauskeller in Glarus intensiv diskutiert

Von <strong>Yordanos Woldehawariat</strong>

Teilzeitarbeitende Männer sind keine Weicheier», betont Jürg Wiler, Schweizer Projektleiter der Kampagne «Der Teilzeitmann». Diese soll Männer ermutigen, ein kleineres Arbeitspensum anzustreben. «Verschiedene Klischees, beispielsweise dass der Vater Familienernährer sei, müssen überwunden werden». Für Wiler ist klar, dass Teilzeitarbeit eine positive Auswirkung auf den Mann hat.

<strong>Markus Stadelmann</strong> moderiert die Diskussion im Kunsthauskeller in Glarus, bei der am Donnerstag vier Podiumsteilnehmer über das Thema Teilzeitarbeit bei Männer sprechen. Ein Kurzfilm zur Kampagne führt vorgängig in das Thema ein. Verschiedene Punkte werden schliesslich kritisch hinterfragt und vertiefend diskutiert.

So gehört Patrik Schellenbauer zu den Kritikern des Arbeitsmodells der Teilzeitarbeit. «Ich finde die Kampagne sympathisch, aber die Wirtschaft lässt so viel Teilzeitarbeiter nicht zu», erklärt der Projektleiter beim Thinktank Avenir Suisse und Lehrbeauftragte an der ETH Zürich. Für Schellenbauer ist Karriere wichtig. So habe er es als Ökonom gelernt.

<strong>Gabriele Pellicciotta</strong> <strong>arbeitet</strong> als Informatiker am Kantonsspital Glarus und hat sich vor kurzem für ein Teilpensum entschieden. «Meine Frau wollte selbständig arbeiten, also habe ich mich entschieden, sie dabei zu unterstützen», beschreibt Pellicciotta seine Situation. Für die Kampagne ist Pellicciotta ein Vorbild.

Laut einer repräsentativen Untersuchung im Jahr 2011 wollen 90 Prozent der befragten Männer ihr Arbeitspensum reduzieren. Doch nur rund 14 Prozent aller Männer und 8 Prozent aller Väter von kleinen Kindern sind Teilzeitarbeiter in der Schweiz. Das Ziel der Kampagne «Der Teilzeitmann» ist es, den Anteil der Teilzeitarbeit bei Männern in der Schweiz bis ins Jahr 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Das würde bedeuten, dass jährlich 25 000 Männer zusätzlich teilzeit arbeiten. Verschiedene Punkte sprechen laut der Kampagne für einen Teilzeitjob: Mehr Zeit für sich selbst und für die Familie, ein kleineres Gesundheitsrisiko, aber auch motiviertere Mitarbeiter.

<strong>I</strong><strong>m Anschluss an die Diskussion</strong> kann das Publikum Fragen stellen und mitdiskutieren. Unter dem mehrheitlich weiblichen Publikum entsteht ein Zwiespalt zwischen Gleichstellung und Unterscheidung von Frau und Mann. Einerseits sagt eine Zuschauerin: «Frauen, die ihre Kinder mit dem eigenem Körper auf die Welt bringen, müssen mehr für das Kind sorgen». Andererseits müssten nach einer anderen Zuschauerin Frauen mehr Chancen haben, in Führungspositionen zu gelangen. Ein anderer Zuschauer berichtet darüber, dass er zwei Jahre Hausmann war und welche Probleme dabei in der Beziehung zwischen Mutter und Kindern entstanden.

<strong>«Ich denke, es werden</strong> viele den Schritt zum Teilzeitmann wegen der Flexibilität machen», so Marcel Brotzer. Er ist Betriebsleiter und stellvertretender Geschäftsführer der Thomann Nutzfahrzeuge AG in Schmerikon (SG).

Als Familienunternehmen hält die Thomann AG Werte wie Teamgeist und Zusammenhalt hoch. Deshalb ermöglichen verschiedene Arbeitsmodelle den Mitarbeitenden, Familiäres oder Privates optimal mit dem Beruf abzustimmen. Auch Schellenbauer spricht von Flexibilität. «Schweizer wissen, wie man mit der Wirtschaft umgeht, weshalb ich nicht an grosse Veränderungen wie 40 Prozent teilzeitarbeitende Männer denke», erklärt Schellenbauer.

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