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Monumentale Erleichterung für Jonas Baumann

Im Schweizer Langlauf-Team der Männer geht es in jedem Wettkampf auch um den Titel «Best of the Rest» hinter dem zumeist unantastbaren Vorzeigeathleten Dario Cologna.

Südostschweiz
21.12.14 - 01:00 Uhr

Der 24-Jährige vom Schamserberg läuft beim Heim-Weltcup in Davos mit Rang 17 sein zweitbestes Weltcup-Ergebnis ein

Von Johannes Kaufmann

Vor dem gestrigen Einzelstart-Wettkampf auf der Flüelaloipe in Davos über 15 Kilometer Freistil startete Toni Livers aus Trun in dieser Hinsicht aus der Poleposition. Oder würde vielleicht «Wundertüte» Curdin Perl ein Feuerwerk entfachen? Als das Rennen vorbei war, stand urplötzlich Jonas Baumann im Fokus. Der 24-jährige vom Schamserberg, seit Jahren in Davos wohnhaft, verblüffte mit Rang 17. Es ist sein zweitbestes Weltcup-Ergebnis nach Platz 16 vor Jahresfrist bei der Tour-de-Ski-Premiere in Lenzerheide über 15 km klassisch im Massenstartformat. «Dieses Ergebnis hier in Davos schätze ich aber höher ein», analysierte Baumann mit einem Strahlen im Gesicht. Er gilt als Distanzläufer mit Tendenz zur klassischen Stilart. Dementsprechend stolz war er über den Freistil-Husarenritt auf der heimischen Flüelaloipe, der für Aussenstehende quasi aus dem Nichts kam. Baumann ballte beim Zieleinlauf die Faust. «Dieses Ergebnis ist Balsam für meine Seele», sollte er später sagen.

<strong>Rückblende: </strong>Baumann enttäuschte zum Saisoneinstand im finnischen Kuusamo, als er sich über 15 km klassisch im Niemandsland wiederfand. Auf die kommende Mini-Tour in Lillehammer verzichtete er. «Die Batterien waren leer», sagte er, «der lange Skandinavien-Aufenthalt inklusive der unmittelbaren Saisonvorbereitung ging an die Subs-tanz.» Rang 39 über 15 km klassisch vor Wochenfrist in Davos war ein Schritt in die gewünschte Richtung. Seit Jahren gilt Baumann als Geheimtipp im Schweizer Langlauf-Team. Wiederholt weckte er mit tadellosen Leistungen im Sommer Hoffnungen, die er danach im Winter nie erfüllen sollte.

<strong>Zum zweiten Mal</strong> nahm Baumann nun Tuchfühlung mit der Weltelite auf. Und zum zweiten Mal gelang ihm dies in der Bündner Heimat. Kein Zufall. «Ich schätze diese Wettkämpfe vor heimischer Kulisse, die vielen bekannten Gesichter an der Strecke sind eine tolle Zusatzmotivation», sinnierte Baumann. Er lief ein mutiges, taktisch kluges Rennen, fungierte phasenweise gar als Lokomotive für den grossen Petter Northug. Doch Baumann überdrehte seinen Motor nicht. Mit einem Rückstand von lediglich 47 Sekunden auf Sieger Anders Glöersen ist er zumindest temporär angekommen in der Weltspitze. «So kann es weitergehen», sagte Baumann.

<strong>Beim hochgehandelten Livers</strong> hielt sich die Enttäuschung nach Rang 22 in Grenzen. «Für eine absolute Top-Klassierung muss alles passen», sinnierte der 31-jährige Davos-Sieger von 2007. Dies war gestern nicht der Fall. Livers fühlte sich nach dem Effort von Lillehammer (Rang 10) sowie dem für ihn sehr guten Rennen vor Wochenfrist in Davos über 15 km klassisch (Rang 25) nicht mehr in Bestform. Es fehlte die Souplesse. «Mit dem Rückstand von 53 Sekunden kann ich jedoch bestens leben.»

<strong>Perl verpasste</strong> auf Rang 31 um sechs Sekunden Weltcup-Punkte. Abermals scheiterte der 30-jährige Engadiner auch an seinem mässigen Start. «Daran muss ich arbeiten», sagte der im Herbst durch eine Schulterverletzung handicapierte Allrounder. Die Routiniers Livers und Perl standen für einmal im Schatten von Baumann, der sich nun für die Tour de Ski einiges ausrechnet. Zumindest vorsichtig optimistisch gibt sich Perl, der aber einräumt, «dass ich die Geduld nicht verlieren darf». Der Tour-Start von Livers ist derweil noch nicht fix. Er will abwarten, ob der akute Schneemangel Verschiebungen im Tour-Programm zu-gunsten der Sprinter nach sie zieht. «Dann», so Livers, «ergibt ein Start für mich keinen Sinn.»

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