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Mit einem Hund Kranke therapieren

Monica Tremp und ihre Hündin Zimba sind gern gesehene Gäste im Pflegezentrum Linthgebiet. Als freiwillige Helfer bereiten sie den Bewohnern hier einmal die Woche ein besonderes Erlebnis, denn Zimba ist ein Therapiehund.

Südostschweiz
29.07.14 - 02:00 Uhr

Von Nadine Rydzyk

Schänis/Uznach. – Sie ist eine verspielte junge Königspudelhündin wie jede andere auch – das zumindest könnte man auf den ersten Blick meinen. Doch die dreijährige Pudeldame Zimba kann mehr. Sie ist ausgebildete Therapiehündin und im Gespann mit ihrer Halterin Monica Tremp aus Schänis ein grosser Zugewinn für die Bewohnerinnen und Bewohner im Pflegezentrum Linthgebiet in Uznach.

Die Einsatzmöglichkeiten des Therapiehundes sind vielseitig. «Das kann vom einfachen Streicheln und Anschauen bis zum Spaziergang und Spielen mit dem Hund reichen», erklärt Monica Tremp. Dies werde durch die jeweilige Person bestimmt, deren Tagesform und Bedürfnisse.

Als weiterer positiver Nebeneffekt können die Begegnungen und Kontakte mit dem Tier auch die Gene-sung fördern, wie beispielsweise bei Schlaganfall-Patienten. «Dies beginnt schon damit, dass durch das Streicheln des Tieres Entspannung eintritt und einfache Bewegungsabläufe und motorische Fähigkeiten unterstützt werden», erläutert Tremp. Speziell im Alter, wenn die Hände nicht mehr so ruhig sind, kann das Spielen mit einem Therapiehund zu motorischen Verbesserungen führen.

Der Kontakt zum Tier stimuliert zudem die Sinnesorgane und setzt diverse Neurotransmitter frei: Diese Botenstoffe des Nervensystems wie Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin haben positive Effekte auf die Psyche und damit auch auf das allgemeine Wohlbefinden. «Es heisst ja auch so schön: Eine bewegte Seele bewegt den Körper», hält Tremp fest. Insbesondere auch bei Demenz-Patienten kann sie von Erfolgen bei der psychischen Stabilisierung berichten: «Es gibt Bewohner, deren Allgemeinzustand schon wesentlich ruhiger geworden ist, seitdem Zimba und ich regelmässig zu Besuch kommen.»

Emotionale Unterstützung

Doch nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern machen diese Zusammentreffen grosse Freude. Auch Zimba möchte zumeist gar nicht wieder nach Hause, kann Tremp berichten. Und nicht zuletzt empfindet auch sie eine grosse Befriedigung in der Arbeit mit Mensch und Tier. «Die Freude der Menschen und die Resultate sind der beste Lohn», hält sie fest.

Sie weiss, dass das Pflegepersonal im Alltag nicht so viel Zeit für die Bewohner aufbringen kann, wie es gerne möchte. So sieht sie sich mit ihrer Hündin als Ergänzung, um auf emotionaler Ebene auf die Seniorinnen und Senioren eingehen zu können.

Tremp selbst hat das erste Mal während ihrer Arbeit im Spital Glarus einen Therapiehund in Aktion erlebt und war begeistert. Damit ein Hund aber als Therapiehund eingesetzt werden kann, muss er eine besondere Prüfung ablegen. Bei dieser wird vor allem das Wesen des Tieres und das Zusammenspiel mit seinem Halter kontrolliert.

So wird der Grundgehorsam der mindestens zweijährigen, gut sozialisierten Hunde ebenso getestet wie das Verhalten gegenüber völlig fremden Menschen. Beispielsweise darf der Hund kein Schutzverhalten an den Tag legen, wenn sein Halter spontan umarmt wird. Auch müssen die Tiere generell die Nähe zum Menschen suchen und sehr stressresistent und reiz-unempfindlich sein. Sie dürfen also weder bei Lärm noch ungewohnten Situationen ein schreckhaftes Verhalten zeigen.

Zudem werden die Therapiehunde auch nach bestandener Prüfung regelmässig vom Verein Therapiehunde Bodensee kontrolliert. Ihm ist Monica Tremp angeschlossen. Und sie werden häufiger vom Tierarzt kontrolliert als ein normales Haustier.

Aber auch Tremp muss Einfühlungsvermögen mitbringen, erkennen, wenn ihre Hündin oder der Bewohner ermüden oder überfordert sind, und die Fähigkeiten von Zimba richtig einsetzen können. Hier ist also ein starkes Team am Werk.

Zimba ist die klare Attraktion

Monica Tremp und Zimba sind seit Anfang des Jahres einmal in der Woche im Pflegezentrum Linthgebiet in Uznach. Der Zuspruch der Bewohnerinnen und Bewohner ist gross, weshalb auch eine Ausweitung der Besuche denkbar wäre, wie sie erklärt. Dies zumindest, solange Zimba damit nicht überfordert wäre. Denn auch sie braucht hie und da ihre Ruhe und einen Ausgleich, wie beispielsweise in der Hunde-Plausch-Gruppe. Im Grundsatz gilt aber wie für jeden anderen Hund auch, dass sie eine Aufgabe braucht, wie Tremp erklärt.

Eines steht fest: Zimba ist bei den wöchentlichen Besuchen im Pflegezentrum die klare Attraktion, wie ihre Halterin neidlos einräumt: «Manche Bewohner erinnern sich nach einer Woche nicht mehr an mich, aber Zimbas Namen merken sich alle.»

Doch sind es nicht nur die Seniorinnen und Senioren, die profitieren. Unter anderem ist die Schännerin mit ihrer Hündin auch an Schulen unterwegs, wo sie Kindern den Umgang mit Hunden lehrt. Dies geht damit los, dass die Kinder lernen, dass Tiere keine Spielzeuge sind, dass fremde Hunde nicht einfach gestreichelt oder gar gefüttert werden sollen, dass auch Hunde zwischendurch Ruhe brauchen oder wie man mit einem Hund spielen kann.

Mit diesem Beitrag endet die Serie zum Thema «Freiwilligenarbeit».

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