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Mit Abwärme Zander und Egli züchten

In seiner Maturaarbeit prüft Curdin Brugger, wie das warme Wasser, das im Rechenzentrum Deep Green anfällt, weiter genutzt werden könnte. Damit Fische zu züchten, ist nach ihm technisch machbar und rentiert.

Südostschweiz
15.01.12 - 01:00 Uhr

Von Claudia Kock Marti

Glarus. – «Das Thema Energie und Umwelt interessiert mich», sagt Curdin Brugger, der sich als Co-Präsident der Jungen Grünen Glarus auch politisch für Umweltfragen einsetzt. Die Frage der Abwärmenutzung am Beispiel von Deep Green in seiner Maturararbeit zu untersuchen, habe ihn gereizt. Auch um damit möglicherweise ein konkretes Projekt anzustossen.

Die Firma Deep Green will in der Biäsche in Glarus Nord ein Rechenzentrum bauen; voraussichtlicher Baubeginn ist im Frühjahr. Datacenter verbrauchen viel Energie, und die Rechner müssen gekühlt werden. Dies soll mit Walensee-Wasser erfolgen.

Brugger schlägt in seiner Maturaarbeit vor, das auf 23 Grad erwärmte Wasser – 700 Liter pro Sekunde – wieder zu nutzen, statt es einfach zurück in den See zu leiten. Dies sei bisher weder von Deep Green noch von Dritten vorgesehen. Die Firma würde die Abwärme aber für ein geeignetes Projekt kostenlos abgeben, gibt ihm Peter Gorini von der Firma Deep Green im Interview zur Antwort.

Verschiedene Varianten geprüft

Der Maturand analysiert nun diverse Beispiele in der Schweiz, bei denen Abwärme genutzt wird. Stromproduktion lohne sich in Mollis aufgrund der Temperatur des Wassers nicht. Ebenso das 600 Meter entfernte Weesen mit Fernwärme zu heizen. Diese Möglichkeit käme nur für den nahen Werkhof oder für das etwaige Einkaufszentrum Glaruspark infrage.

«Also Schweizer Papayas und Bananen wie im Tropenhaus Wolhusen in Luzern züchten?» Laut Brugger rentieren dort Eintritte und Führungen sowie die Verarbeitung der Früchte.

Ein anderes Beispiel gibt ihm das Tropenhaus Frutigen, in dem mit warmem Wasser aus dem Lötschbergtunnel sibirische Störe gezüchtet werden. Dank warmem Wasser wüchsen die Fische schneller als in natürlicher Umgebung, was die Fischzucht rentabel mache, erklärt Brugger.

Damit setzt er sich detailliert auseinander. Die Fischzucht mit Netzgehegen und einem künstlichen Teich komme in Mollis nicht infrage. Für die Abwärme von Deep Green eigne sich aber eine Indoor-Fischzucht in einer Kreislaufanlage (Aquaponic-System), bei der das warme Wasser durch verschiedene Becken und zuletzt gefiltert in den Walensee fliessen könnte.

Eventuell mit einem Gewächshaus

Anschauungsmaterial dazu holte sich der Schüler im Zürcher Oberland, wo auf diese Art Bachtellachs gezüchtet wird. Weiteres Know-how wäre aber noch zu beschaffen, so Brugger. Neben einem Fischzuchtbetrieb empfiehlt er, auch den zusätzlichen Bau eines Gewächshauses zu prüfen.

Und Skeptikern, die ungenügende Temperaturen monieren, entgegnet er: «Mit einer Wärmepumpe kann das Wasser auf die notwendige Temperatur gebracht werden.»

Zander- und Eglizucht lohnen

Mit seiner (noch fiktiven) Digital Fish AG will Brugger die Abwärme zur Zucht von Zander und Egli nutzen. Eventuell auch Wels, wie er bei der Präsentation der Arbeit ergänzt.

Vieles spreche für die umweltfreundliche Fischzucht. Die Nachfrage nach Fisch sei gross, der im Inland produzierte Anteil aber noch sehr klein. Zander und Egli seien in der Schweiz sehr gefragt. Eine mögliche Zusammenarbeit mit den bestehenden Tropenhäusern als auch mit potenziellen Investoren schwebt dem Maturanden bereits vor.

Auf etwaige Konkurrenz durch die derzeit von Dirk van Vliet im Luzernischen geplante, baubewilligungsreife Ocean Swiss hat der Maturand ebenfalls eine Antwort: Dieser plane die Produktion von Meeresfisch. Seine Digital Fish AG hingegen setze auf Süsswasserspeisefische.

«Was fehlt also noch?» – «Etwa 22 Millionen Franken Investitionskapital und etwa 8 Millionen Franken Betriebskapital», meint Brugger schmunzelnd. Die Grundstücksfrage sei auch noch nicht gelöst. Es wäre vermutlich eine Umzonung notwendig. Und wichtig sei es auch, die Bevölkerung dafür begeistern zu können, dass sie seine Idee gutheisse.

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