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Männer wollen Olympia – Frauen sind klar dagegen

Die Olympiakandidatur hat ein Frauenproblem. Nur rund ein Drittel der Bündnerinnen will 2022 olympische Winterspiele in Graubünden. Ausserdem ist bei den Jungen die Begeisterung ungleich grösser als bei den über 55-Jährigen.

Südostschweiz
30.11.12 - 01:00 Uhr

Von Stefan Bisculm

Chur. – Das Bündner Stimmvolk ist gespalten. Und zwar ziemlich genau in der Mitte. Die Frage, ob sich Graubünden für die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 bewerben soll, beantworteten in einer repräsentativen Umfrage 43 Prozent mit Ja und 43 Prozent mit Nein (siehe Kasten).

Nur elf Prozent gaben an, zum jetzigen Zeitpunkt noch unentschlossen zu sein. So früh vor dem Abstimmungstermin am 3. März ist dies ein aussergewöhnlich tiefer Wert.

Skeptisch sind vor allem die Bündnerinnen. Nur 36 Prozent der Befragten würden aktuell bei einer Olympiaabstimmung ein Ja in die Urne legen. Bei den Männern wünscht sich immerhin eine knappe Mehrheit von 51 Prozent Olympische Winterspiele im eigenen Kanton.

Signifikante Unterschiede

Neben dem Geschlecht gibts auch zwischen den Altersgruppen signifikante Unterschiede. So nimmt die Unterstützung für eine Olympiakandidatur mit zunehmendem Alter der Wahlberechtigten deutlich ab. Während bei den 18- bis 36-Jährigen 55 Prozent eine Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee begrüssen würden, sind es bei den über 55-Jährigen lediglich 33 Prozent.

Entscheidenden Einfluss auf das Abstimmungsverhalten hat – wenig überraschend – auch die Affinität zum Wintersport. So treibt die Mehrheit der Befürworter auch selber Wintersport, umgekehrt verhält es sich bei den Gegnern. Der typische Olympiabefürworter ist demnach jung, sportlich und männlich.

Dass die grösste Gruppe der Gegner bei den über 55-Jährigen zu finden ist, ist für den Abstimmungssonntag vom 3. März insofern von Bedeutung, weil in dieser Gruppe die Stimmbeteiligung erfahrungsgemäss am höchsten ist. In den vergangenen Jahren stimmten bei eidgenössischen Abstimmungen meistens über 50 Prozent der 70-Jährigen ab, bei den unter 30-Jährigen lag die Stimmbeteiligung hingegen regelmässig unter 25 Prozent.

Im Prättigau überwiegt die Skepsis

Grosse Unterschiede gibt es auch innerhalb der Regionen (siehe Grafik). Am besten kommt eine Olympiakandidatur in den Bündner Südtälern an: 57 Prozent aller Befragten aus dem Puschlav, dem Misox und dem Bergell würden heute ein Ja in die Urne legen. Am kritischsten sind die Stimmberechtigten ausgerechnet im Bezirk Prättigau-Davos, wo mit Davos einer der beiden Olympia-Austragungsorte liegt.

Im gesamten Bezirk würden aktuell nur 35 Prozent für eine Olympiakandidatur stimmen. In den Bezirken Inn und Maloja (ohne Bergell), wo sich mit St. Moritz der zweite Austragungsort befindet, sind die Olympiabefürworter mit 52 Prozent hingegen in der Überzahl.

In den bevölkerungsreichen Bezirken Landquart und Plessur (mit Chur) sind die Befürworter mit 37 Prozent noch klar in der Minderheit. Vollständig ausgeglichen präsentiert sich die Ausgangslage derzeit in den Bezirken Hinterrhein, Imboden, Albula und Surselva. Aus Erster Hand 5. Spalte

Das Meinungsforschungs-Institut Demoscope befragte vom 12. bis 21. November für die «Südostschweiz», Radio e Televisiun Rumantscha und das Regionaljournal DRS telefonisch insgesamt 1000 in Graubünden wahlberechtigte Personen ab 18 Jahren. Zur Sicherstellung der Repräsentativität wurden zufällig ausgewählte Privathaushalte kontaktiert, und die Antworten wurden anschliessend auf die Bevölkerungsstruktur und die Nationalratswahl 2011 gewichtet. Der Unschärfebereich der Messgenauigkeit beträgt maximal +/-3,1 Prozent. (so)

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