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Lonza streicht in Visp jede siebte Stelle

Der Basler Feinchemiekonzern Lonza streicht an seinem grössten Standort Visp 400 der rund 2800 Stellen. Zudem fallen weltweit 100 Arbeitsplätze in der Verwaltung weg. Die Walliser Kantonsregierung und die Gewerkschaften reagierten mit Unverständnis.

Südostschweiz
01.11.12 - 01:00 Uhr

Einigen Angestellten, deren Stellen in Visp wegfallen, sollen intern neue Positionen angeboten werden, teilte Lonza gestern mit. Lonza-Sprecher Dominik Werner sagte, er erwarte, dass 50 bis 100 interne Versetzungen möglich sein sollten.

Von den 100 Stellen, die in der Verwaltung wegfallen, sind etwa ein Drittel in der Schweiz. Der Grossteil davon ist am Hauptsitz in Basel.

Wie in der Schweiz vorgeschrieben, besteht ein Sozialplan. Konsultationen mit den Gewerkschaften sind für die nächsten Wochen geplant. Endergebnisse erwartet Lonza im November.

Konzernchef Richard Ridinger sagte vor den Medien in Visp, zwei Drittel des Abbaus von 500 Stellen sollten sich durch natürliche Abgänge, Frühpensionierungen und das Auslaufen von temporären Arbeitsverträgen bewerkstelligen lassen. Entlassungen sind gemäss dem CEO aber unvermeidbar.

Visp zu wenig profitabel

Der Stellenabbau in Visp zieht sich über zwei Jahre hin. Der grösste Teil erfolgt gemäss Ridinger 2013. Als Grund nennt Lonza die mangelnde Profitabilität. Das Sparprogramm «Visp Challenge» soll die Produktivität bis 2015 um 100 Mio. Fr. verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen.

Die Produktionsstätte in Visp ist zwar ausgelastet, leidet aber unter anderem an der anhaltenden Frankenstärke. Deshalb erhöhte Lonza im Herbst 2011 die wöchentliche Arbeitszeit um 1,5 Stunden auf 42,5 Stunden.

Weiter setzen die kostengünstige Konkurrenz, ein nicht optimaler Produktemix und hohe Energiekosten dem Werk zu. Der Strompreis im Wallis sei 30 Prozent höher als in Deutschland und Frankreich, erklärte Ridinger.

Ridinger bekannte sich zu dem Hauptstandort im Wallis. Lonza setze alles daran, dass das Unternehmen auch in zwanzig Jahren der wichtigste Arbeitgeber im Oberwallis sei. Das Visper Werk steuert rund 25 Prozent zum Lonza-Umsatz bei. Dieser soll im laufenden Jahr 4 Mrd. Fr. erreichen. Im Anschluss an das Programm für Visp nimmt Lonza die weltweite Produktion unter die Lupe und wird ähnliche Verbesserungsprogramme an anderen Standorten einführen.

Aufschrei im Wallis

Die Walliser Regierung reagierte geharnischt: Der Stellenabbau sei in dieser Form nicht akzeptabel und unverständlich, schrieb sie. Sie verlange eine vollständige Information durch die Konzernführung. Zudem werde sie zusammen mit der Gemeinde Visp alle Hebel zur Erhaltung der Arbeitsplätze in Bewegung setzen. Eine Task-Force der Volkswirtschaftsdirektion sei bereits aktiviert.

Volkswirtschaftsdirektor Michel Cina sagte, es entstehe der Eindruck, als ob Visp zur Entschuldung des Konzerns herhalten müsse nach der Milliardenübernahme des US-Biozid-Konzerns Arch Chemicals. Cina sagte eine Reise mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann nach Asien ab. Er hätte als Präsident der Volkswirtschaftsdirektorenkonferenz mitreisen sollen. Der Personalverband Angestellte Schweiz hielt fest, die Beschäftigten hätten der unentgeltlichen Arbeitszeitverlängerung in der Hoffnung zugestimmt, ihre Stellen behalten zu können. Eine Massenentlassung in der Geltungsdauer der Arbeitszeitverlängerung müsse vor den Kopf stossen. (sda)

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