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Liebe ist, wenn man Mäuschen unter die Haare kriechen lässt

Barbara Zweifel-Schielly, die Leiterin des Naturzentrums Glarnerland, ist eine der 16 Glarner Repräsentanten an der Olma – wegen ihrer Liebe zur Glarner Fauna und Flora.

Südostschweiz
26.07.12 - 02:00 Uhr

Von Viola Pfeiffer

Glarus. – «Meine Diplomarbeit habe ich über Mäuse gemacht», sagt Barbara Zweifel-Schielly und lächelt beim Gedanken daran.

«Das waren wilde Mäuse, die im Wald lebten, und doch durfte ich ein paar Hundert von ihnen bei der Ohrmarkierung in den Händen halten. Einige von ihnen sind mir nach der Freilassung in den Nacken gekrochen und haben sich unter meinen Haaren versteckt wie in einem Nest.» Sie schienen keine Angst gehabt zu haben, erzählt sie, sondern sie hätten es sich dort einfach gemütlich gemacht.

«Alles was kreucht und fleucht ...»

Barbara Zweifel-Schielly hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Tieren. Nicht nur als Leiterin des Naturzentrums Glarnerland, sondern auch ganz allgemein. «Ich habe eine Schwäche für alles, was kreucht und fleucht», sagt sie und lacht.

Das sei schon früher so gewesen. Ihr Vater, ein Geologe, habe sie und ihren Bruder oft auf Touren mitgeschleppt. Damals sei sie zwar wie alle Kinder noch nicht so begeistert vom Wandern gewesen, aber es habe sie der Natur viel näher gebracht. «Ich habe damals schon Tiere sehr genau studiert und beobachtet.» Barbara Zweifel-Schielly spricht begeistert, ihre Wangen sind gerötet. Man sieht, dass sie für dieses Metier lebt. Kein Wunder, dass man sie angefragt hat, ob sie eines der Hologramme darstellen wolle, mit denen das Glarnerland an der Olma vertreten sein wird (siehe Box).

Wenn sie erzählt, tut sie das mit «Action» und Bewegung. Sie redet mit Händen, Füssen und Begeisterung. «Die Aufnahmen zu machen war schon sehr lustig», meint sie, «Ich stehe da mit Wanderschuhen und einem Fernglas und leite einen fiktiven Ausflug.» Ihre Söhne und zwei weitere Kinder sind ebenfalls zu sehen.

«...verursacht mir eine Gänsehaut.»

Auch ansonsten ist sie eine gute Repräsentantin: Die studierte Biologin ist eine richtige Glarnerin. Sie ist hier aufgewachsen, spricht «Glarnertüütsch» und hat nur einmal für kurze Zeit nicht im Glarnerland gelebt.

«Ich bin schon ein Heimatmensch», sagt Barbara Zweifel-Schielly. «Aber es ist einfach auch schön hier.» Und mit der breit gefächerten Flora und Fauna genau das Richtige für die engagierte Naturforscherin. «Wir haben hier alles was man sich nur wünschen kann», schwärmt sie. «Eine extrem vielfältige Naturlandschaft, vom Tal bis hoch ins Gebirge.»

Am meisten faszinieren sie aber die Lebewesen. «Es ist ein unglaubliches Gefühl, ein Tier in seiner freien Wildbahn zu beobachten. Das verursacht mir Gänsehaut.» Sie versuche, möglichst viel davon an ihre beiden Söhne weiterzugeben. Das sei unglaublich wichtig. «Es gibt immer wieder Kinder, die keine Ahnung von der Natur haben. Wir hatten schon Zwölfjährige im Zentrum, die nicht wussten, dass aus Kaulquappen Frösche werden.»

Von klein auf per du mit der Natur

Zweifel-Schielly interessiert sich aber nicht nur für das Glarnerland. Auch weitläufigere Gebiete findet sie spannend. Nach dem Studium reiste sie zusammen mit ihrem Mann durch Amerika und Kanada. Besonders die Braunbären haben sie beeindruckt. «Wahrscheinlich auch, weil sie hier in der Schweiz heimisch waren und vielleicht in Zukunft wieder ihren Platz hier finden werden.» Ihre Ehrfurcht ist beinahe spürbar. Ob sie keine Angst gehabt habe? «Nein, nicht wirklich», meint sie. Respekt ja, aber wenn man in gebührender Entfernung bleibe und sich richtig verhalte, passiere in der Regel nichts.

«Ach die riecht ja gar nicht böse»

Beim Kontakt mit Wildtieren in deren Revier ist der Rückzug und das in Ruhe lassen meist das richtige Verhalten. Bei Haustieren hingegen gebe es bei Begegnungen andere Kniffe. «Wenn ein fremder Hund auf mich zurennt, hilft es mir oft, ihm die Hand hinzureichen und ihn schnüffeln zu lassen», erklärt Zweifel-Schielly.

Dabei macht sie den Hund nach. Dieser schnuppere dann – «schnüffel, schnüffel» – und dann rieche er: «aah, die riecht ja gar nicht böse.» Und dann höre der Hund auch auf zu knurren – meistens.

St.Gallen/Glarus. – Der Kanton Glarus ist zusammen mit dem Kanton Zug Gast an der Olma. Dazu hat man sich etwas ganz Besonderes überlegt: Auf rund 16 Meter langen und etwa vier Meter hohen Panoramawänden werden Landschaften aus dem Glarnerland zu sehen sein. Auf Knopfdruck erzählen lebensgrose Glarnerinnen und Glarner als Hologramme dann ihre Geschichten und Anekdoten aus dem Alltag. (so)

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