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Libyen: Kabinett aus Ex-Rebellenführern

Drei Monate nach dem Sturz von Diktator Muammar el Gaddafi ist in Libyen gestern eine neue Übergangsregierung gebildet worden.

Südostschweiz
23.11.11 - 01:00 Uhr

Tripolis. – Die Festnahme von Saif el Islam el Gaddafi hat sich für Osama Juweili gelohnt: Der Chef der libyschen Berbermilizen aus Sintan wurde zum neuen Verteidigungsminister des Landes ernannt, wie Regierungschef Abdelrahim el Keib gestern bei der Vorstellung seines neuen Kabinetts bekannt gab. Wirklich überraschend kam Juweilis Berufung nicht: Er hatte dem Nationalen Übergangsrat in den letzten Tagen mit klaren Worten signalisiert, dass er den zweitältesten Sohn des Ex-Diktators Muammar el Gaddafi nur dann der Zentralregierung überlassen werde, wenn seine Miliz bei der Regierungsbildung angemessen berücksichtigt werde (Ausgabe von gestern).

Die Übergangsregierung soll die Geschicke des nordafrikanischen Landes bis zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung und freien Wahlen führen, sagte Keib an einer Medienkonferenz in Tripolis. «Ich kann allen versichern: Ganz Libyen ist in der neuen Regierung.» Ehemalige Rebellenkommandeure erhielten alle Schlüsselressorts. Keib war Ende Oktober vom Nationalen Übergangsrat, der das Land seit dem Sturz Gaddafis führt, an die Spitze der Übergangsregierung gewählt worden. Der Wissenschaftler hatte sich der Protestbewegung bereits kurz nach ihrem Beginn im Februar angeschlossen.

Saif el Islam in Libyen vor Gericht

Muammar el Gaddafi war im August mit der Eroberung von Tripolis gestürzt, am 20. Oktober in seiner Heimatstadt Sirte aufgespürt und unter bislang ungeklärten Umständen getötet worden. Sein Sohn Saif el Islam wurde in der Nacht zum 19. November im Südwesten des Landes gefasst. Der nach Libyen gereiste Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno Ocampo, gab unterdessen die Hoffnung auf, dem Gaddafi-Spross in Den Haag den Prozess zu machen. Der Nationale Übergangsrat weigerte sich strikt, ihn auszuliefern. Ocampo hofft nun, dass seine Behörde in das Verfahren mit einbezogen wird. (mw/sda)

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