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Lernende wissen, was ihnen wichtig ist

Jugendliche und junge Erwachsene, die sogenannte Generation Y, haben bei der Arbeit klare Erwartungen und Vorstellungen, was ihnen wichtig ist. Sie wollen ernst genommen werden, schiessen aber nicht übers Ziel hinaus.

Südostschweiz
21.08.14 - 02:00 Uhr

Von Koray Adigüzel

Chur. – Für viele Jugendliche hat kürzlich die Lehre begonnen. Die «Südostschweiz» wollte wissen, auf was die Jugendlichen bei der Arbeit Wert legen. «Was ist euch bei eurem Arbeitgeber wichtig?» Oder: «Welchen Stellenwert hat die Betriebskultur für euch?» Mit solchen und ähnlichen Fragen ist die «Südostschweiz» auf Schüler der gewerblichen Berufsschule Chur zugegangen. Ein Lernender muss für seine Antwort nicht lange überlegen: «Ein Betrieb wie Google wäre schon cool.» «Eine gute Betriebskultur und ein angenehmes Arbeitsklima sind das Wichtigste. Natürlich muss man auch Freude bei der Arbeit haben», ergänzt ein anderer. Die Lernenden wünschen sich vor allem, dass sie wie Festangestellte behandelt werden – undgenauso ernst genommen werden wie ihre ausgelernten Kollegen.

Der Lohn wird erst später genannt

Erst nach diesen Argumenten meldet sich ein weiterer Schüler und meint, dass ein guter Lohn auch zum Wohlbefinden beitrage. Keiner der befragten würde jedoch den Lohn höher gewichten als die Freude am Arbeitsplatz.

Diese Vorstellungen und Forderungen sind leicht nachzuvollziehen. Um herauszufinden, ob das schon alles ist oder ob die jungen Leute im Verlauf der letzten Jahre immer fordernder und selbstbewusster geworden sind, hat die «Südostschweiz» auch die andere Seite befragt.

Lernende haben keine Extrawünsche

Gianfranco Bronzini, Präsident des Berufsbildnervereins Bauplaner Graubünden, weiss, was die jüngsten Mitarbeiter wünschen: «Unsere Lernenden wollen selbstständig arbeiten und ernst genommen werden, dann haben sie Spass bei der Arbeit.» Dass die Jugendlichen höhere Erwartungen haben und Forderungen stellen, kann er nicht bestätigen. «Die Arbeitsbedingungen, beispielsweise die gleitende Arbeitszeit im Büro, haben sich im Allgemeinen geändert. Unsere Lernenden sind mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden.»

Auch Markus Cadosch, Ausbildungsleiter bei Login, kann keine gesteigerten Forderungen feststellen. «Den Jugendlichen ist wichtig, dass sie sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen, die Arbeiten begründet werden und die Berufsbildner den Job mit Freude ausüben, sagt Cadosch. Ansonsten stellen die Lernenden keine spezielle Forderungen. Der Ausbildungsleiter der Ems Chemie, Adrian Ciardo, kann ebenfalls nur Gutes berichten: «Wir stellen bei Ems keine solchen Entwicklungen fest und haben überwiegend gute Erfahrungen mit unseren Lernenden.»

Die Erziehung sei entscheidend

Justina Simeon-Cathomas, Leiterin der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Graubünden, kann durchaus ein paar Veränderungen bei der Jugend feststellen. So haben heutzutage einige Jugendliche Mühe, sich unterzuordnen. Die Hauptursache sieht sie in der Erziehung:«Heute können Kinder von klein auf mitbestimmen und mitentscheiden. Einige haben dann Mühe damit, wenn sie das im Betrieb nicht mehr dürfen.» Ausserdem seien die Jungen heute weniger autoritätsgläubig und hinterfragen die Aufgaben eher als früher. Die Berufsberaterin hat auch erkannt, dass Jugendliche heute stärker unter Zeitdruck leiden als früher, da alles viel schnelllebiger geworden sei.

Für Simeon-Cathomas ist wichtig, dass die Berufsbildner die Kritik von Lernenden positiv aufnehmen, denn sie könnte durchaus gute Veränderungen nach sich ziehen. «Jugendliche sind nicht besser oder schlechter als früher. Man muss sie nur verstehen und ernst nehmen», meint Simeon-Cathomas.

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