×

Lehmabbau wirbelt in Igis viel Staub auf

Die Lehmgrube im Gebiet Zur Burg bei Igis soll Richtung Siedlungszone erweitert werden. Nur so könne der weitere Fortbestand der Ziegelei Landquart AG sichergestellt werden. Bei den Anwohnern stösst dies auf wenig Verständnis.

Südostschweiz
25.11.14 - 01:00 Uhr

gian andrea marti

Backsteine, Tonplatten und Tonröhren – dies sind nur einige der vielen Produkte, die in der Ziegelei Landquart AG seit 1863 hergestellt werden. Das Rohmaterial dafür wird aus zwei etwa 300 Meter auseinanderliegenden Lehmgruben im Gebiet «Zur Burg» beim Schloss Marschlins bei Igis gewonnen. Während in der südlichen Grube eine tonärmere Komponente abgebaut wird, liefert die nördliche Grube tonreichere Erde.

Doch der Materialvorrat in der südlichen Grube neigt sich dem Ende zu, weshalb die Lehmgrube auf Wunsch der Ziegelei Landquart erweitert werden soll. Ein Wunsch, der im Mai nicht nur von der Landquarter Bevölkerung mit 1701 Ja-Stimmen zu 515 Nein-Stimmen genehmigt wurde, sondern kürzlich auch von der Kantonsregierung.

Wohnqualität leidet

Doch längst nicht jeder freut sich über das geplante Vorhaben. Gemeint ist jener Teil der Igiser Bevölkerung, der in unmittelbarer Nähe zur Lehmgrube wohnt. Denn mit der geplanten Erweiterung rückt das Abbaugebiet noch näher an die Wohnhäuser heran. Bei den betroffenen Anwohnern ist der Ärger gross: «Die neue Grube wäre nur noch etwa 100 Meter vom Siedlungsgebiet entfernt.»

Mehrere Anwohner gründeten deshalb die Interessengemeinschaft (IG) «Nein zum Lehmabbau zur Burg/Vadels», welche die Interessen der 515 Nein-Stimmenden vertritt. «Der Abbau und Transport verursacht massiven Lärm, Dreck und Staub. Verheerend ist vor allem der massive Auffülltourismus.» So würden gar Lastwagen aus dem hinteren Prättigau Auffüllmaterial nach Igis liefern. Darunter leide die Wohnqualität. Hinzu komme, dass der Lkw-Verkehr durch das Wohnquartier ein zusätzliches Gefahrpotenzial für Kindergarten- und Schulkinder darstelle.

Von existenzieller Bedeutung

Dieser Problematik ist man sich bei der Ziegelei Landquart AG bewusst: «Wir bitten die Anwohner aber auch um Verständnis, handelt es sich bei diesen Arbeiten doch um einen wichtigen Bestandteil unserer Bauzyklen», so Geschäftsführer Andrea Martini. Eine Erweiterung des Lehmabbaus sei für die Ziegelei gar von existenzieller Bedeutung. Damit könne der mittelfristige Fortbestand der Ziegelei Landquart gesichert werden. «Eine Neuerschliessung an einem anderen Standort ist aus Kostengründen undenkbar.»

Man habe aber auch Verständnis für die Anliegen der Anwohner: «Deshalb haben wir vor über fünf Jahren eine Radwaschanlage zur Reduzierung der Schmutz- und Staubemissionen installiert.» Die gültige Deponieordnung sei in Zusammenarbeit mit dem Amt für Umwelt erarbeitet und laufend verbessert worden. Für die Genehmigung der Erweiterung wurde zudem ein Umweltverträglichkeitsbericht erstellt.

Bei der IG «Nein zum Lehmabbau zur Burg/Vadels» ist man hingegen der Ansicht, dass bisher zu wenig getan wurde, um Lärm- und Schmutzemissionen zu verringern. «Die Reinigungsstation nützt grösstenteils nicht viel. Die Wasserstrahlen sind zu wenig stark um den klebrigen Lehm zu beseitigen.» Sie fordern vom Gemeindevorstand, die Rahmenbedingungen gegenüber der Ziegelei zu verschärfen. So soll die Anlieferung von Auffüllmaterial zeitlich befristet sowie das Reinigungsverfahren verbessert werden. Die Anliegen seien bei der Gemeinde deponiert, ob sie auf Gehör treffen, könne aber erst nach den Gemeindepräsidiumswahlen am kommenden Sonntag gesagt werden.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR