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«Längerfristig schliessen die Betriebe»

Das Zünglein an der Waage nennt Fritz Waldvogel, Präsident des Glarner Bauernverbandes, die Senkung des Milchpreises, den Emmi angekündigt hat. «Es läuft schon lange relativ knapp für die Milchproduzenten, da wirkt so eine Veränderung einschneidend», erklärt er.

Südostschweiz
31.01.15 - 01:00 Uhr

Für einige Bauern sei dies das Ende.

Hans Peter Hauser, Milchproduzent aus Näfels und Vorstandsmitglied bei den Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost, ist von dieser Änderung direkt betroffen, denn er beliefert die Emmi ­direkt. Pro Liter bezahle die Emmi momentan über zwei Rappen weniger. Auf das ganze Jahr gerechnet, mache das für einen Betrieb wie seinen (er hat einen durchschnittlichen Hof mit ungefähr 30 Kühen) zirka 4000 Franken Verlust aus. Für viele Bauern sei ein solcher Verlust existenzbedrohend, so Hauser. «Viele werden sich überlegen, ob sie in dieser Situation noch weiter produzieren wollen. Längerfristig werden Betriebe schliessen.» Es sei ja vorher schon schwierig gewesen, doch diese Einbussen machten es um einiges schwieriger.

«Das Problem ist, dass man sich als Bauer nicht einfach neu orientieren kann», erklärt Hauser. «Die Lage des Hofes und des Betriebes gibt vor, welche Art der Produktion am sinnvollsten ist. Für das Glarnerland ist das grösstenteils die Milchproduktion.»

Im Kanton liefern ungefähr 100 Betriebe an die Emmi, ungefähr die Hälfte aller Milchproduzenten im Glarnerland. Jedoch wird die Emmi mit der Milchpreissenkung nicht alleine bleiben. «Wenn einer ein solches Zeichen setzt, werden die anderen grossen Verarbeiter nachziehen», so Waldvogel. «Sie haben ja alle mit den gleichen Folgen zu kämpfen.»

Fritz Leuzinger, Chauffeur bei der Milchlogistik Ostschweiz, holt die Milch beim Bauern ab, die über den Zwischenhändler Nordostmilch schlussendlich bei Emmi landet. Auch er hat früher «gemelkt», wie er es selber formuliert, habe jedoch aufgehört. «Die Situation wurde einfach zu schwierig.» Deswegen kann er sich gut vorstellen, dass jetzt noch weitere Bauern überlegen, ob sie weitermachen sollen. «Die Bauern sind am Anschlag.»

Leuzinger versteht jedoch auch die Situation von Emmi. «Die müssen ja auch ihre Leute bezahlen, und machen das nicht einfach aus Blödsinn», sagt er. «Die Eurokrise wirft auf alle möglichen Branchen ihre Schatten», so Leuzinger, «nicht nur auf den Tourismus.»

Eine endgültige Lösung sieht er nicht: «Es ist wie ein Rad, das nicht richtig dreht, aber keiner weiss, was das richtige Schmiermittel ist.»

Die Schweizer Milchbranche hat jedoch einen Ansatz: Sie fordert angesichts der Frankenstärke vom Bund ein Hilfspaket. Dieses beinhaltet unter anderem Exportförderung und Aufstockung der Marketingmittel. Hans Peter Hauser unterstützt dies. «Der Bund sollte einspringen, wenn Not am Mann ist. Gewisse Probleme sollten punktuell abgefedert werden», so Hauser. «Das Paket funktioniert nicht nach dem Giesskannenprinzip.» Die Bauern selbst könnten jedoch auf so eine Situation nicht sofort reagieren, erklärt Hauser. Mittelfristig wird jeder Betrieb jedoch entscheiden müssen, wie seine Zukunft aussieht.

4000

Franken

verliert ein pro Jahr durch die momentane Milchpreissenkung von .

«Für viele Bauern ist ein solcher Verlust existenzbedrohend.Ein Bauer kann seine Produktion nicht einfach umstellen.»

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