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«Küchenabfälle sind gefragt»

Ab dem 1. Juli gehen Küchenabfälle aus Grossküchen entweder in die Kläranlage in Bilten oder ausserhalb des Kantons in eine landwirtschaftliche Biogasanlage. Schweine dürfen damit nicht mehr gefüttert werden.

Südostschweiz
03.04.11 - 02:00 Uhr

Von Irène Hunold Straub

Glarus. – Die Zeiten, als mit Leiterwagen und Kübel die Küchenabfälle eingesammelt und an Schweine verfüttert wurden, sind längst vorbei. Auch die hygienischere Form mit Kühlen und Abkochen ist nicht mehr möglich (siehe Kasten). Das heisst für Betreiber von Altersheimen, Restaurants oder Sportzentren, dass sie sich umorientieren müssen.

Fridolin Riegg, Küchenchef im Altersheim Letz in Näfels beispielsweise, tendiert dazu, einen Tank einzubauen. «Dann werden wir die Speiseabfälle häckseln. Das gibt eine Art Suppe. Die pumpen wir in den Tank, und der Anbieter kommt vorbei und leert ihn», erklärt Riegg.

Da es vorläufig im Glarnerland noch keine landwirtschaftliche Biogasanlage gibt, gehe es hier um ausserkantonale Unternehmen. Riegg hat mit mehreren Verantwortlichen anderer Betriebe Kontakt, etwa mit jenen des Sportzentrums in Filzbach oder mit anderer Altersheime. Sie sind in derselben Lage.

Sie dürfen Küchenabfälle nicht mehr den Bauern zum Füttern der Schweine abgeben. «Man sollte möglichst den gleichen Anbieter berücksichtigen, sonst kommt es zu vielen Lastwagenfahrten», ist Riegg überzeugt.

Sich auf ein Konzept einigen

Urs Kamm aus Filzbach ist einer jener Bauern, die jeweils Küchenabfälle einsammelten und sie den Schweinen verfütterten. Auch wenn das nun nicht mehr möglich ist, hätte er dennoch die Dienstleistung als solche weiter angeboten.

Er hatte mit mehreren Kontakt aufgenommen, jedoch die Erfahrung machen müssen, dass bereits Verträge aufgegleist sind. «Dann kommen von ausserhalb des Kantons mehrere Lastwagen, saugen das Gut ab und speisen es in ausserkantonale Anlagen ein», beschwert er sich. Seiner Ansicht nach wäre es höchste Zeit, endlich eine Biogasanlage im Kanton zu verwirklichen (siehe Zweitartikel).

Auch Hans-Peter Hauser, der Präsident des Glarner Bauernverbandes, sieht die Notwendigkeit, die gesammelte Ware zu bündeln und sich auf ein Konzept zu einigen. «Wenn man die Küchenabfälle im Kanton verwerten will, dann wäre eine Biogasanlage sinnvoll», sagt er. Ansonsten sei es schade um den Stoff, der zweifellos sehr begehrt ist.

«Am Schluss entscheidet der Preis»

Dass das Sammeln von Küchenabfällen und deren Wiederverwertung lukrativ ist, bestätigt auch Jakob Marti vom Umweltschutzamt. «Jeder hat ein Interesse, und am Schluss entscheidet der Preis.»

Das Gut Küchenabfälle sei gefragt, egal, wohin sie gelangen. Klaus Biermann, Geschäftsleiter der ARA Bilten, kennt sogar Fälle, in denen das Sammelgut zum Nulltarif angenommen wird.

«Wir haben dem Kanton gesagt, dass wir in der Lage wären, die Küchenabfälle anzunnehmen», so Biermann. Man müsste sie über die Siebanlage in den Faulturm pumpen. Bei der ARA gebe es so viel freie Kapazitäten, dass die gesamten Küchenabfälle des Kantons übernommen werden könnten. «Und mit der neuen Gasanlage können wir so viel Gas produzieren, dass die Lücke gedeckt wird.»

Damit wäre das ganze Vorhaben sogar energieautark. Ökolgisch gesehen wäre diese Lösung die sinnvollste, ist er überzeugt. Der Rückstand sei Klärschlammgranulat, welches in die Zementindustrie gehe.

Glarus. – In der Schweiz wird ab dem 1. Juli das Fütterungsverbot für Küchenabfälle an Tiere gelten. Diese Massnahme ist Bestandteil der bilateralen Verträge, welche die Schweiz mit der EU abgeschlossen hat. In der EU ist diese Vorschrift bereits umgesetzt. Die Schweiz konnte sich eine Übergangsfrist aushandeln, welche nun ausläuft.

Seit einigen Jahren sind Küchenabfälle in Restaurants gekühlt worden. Es gab Abnahmeverträge mit Landwirten, welche die Ware abholten, sie aufkochten und dann an die Schweine verfütterten. Die Verträge mussten vom Kantonstierarzt bewilligt werden. Da Küchenabfälle immer wieder Ausgangspunkt für hochansteckende Tierseuchen sind, ist ab dem 1. Juli eine Verfütterung von Küchenabfällen definitiv vorbei. (ih)

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