×

Kraftwerk Taschinas ist am Netz, doch Ausbau geht weiter

Im Kraftwerk Taschinas wird seit Kurzem Strom produziert, und zwar genug, um das ganze Prättigau mit Energie zu versorgen. Die Betreiberin Repower plant derweil zwischen Grüsch und Landquart den Bau von zwei weiteren Turbinen.

Südostschweiz
25.05.11 - 02:00 Uhr

Von Reto Furter

Seewis. – Wenn in den kommenden Sommermonaten Niederschläge über der Region Falknis-Schesaplana im vorderen Prättigau niedergehen, wird man sich in der Firmenzentrale des Stromproduzenten Repower in Poschiavo zufrieden die Hände reiben. Grund dafür ist das neue Wasserkraftwerk Taschinas in Seewis-Schmitten, wo seit wenigen Tagen Strom produziert wird.

Das Werk fasst das Wasser vom Valser- und vom Canibach, das Einzugsgebiet beläuft sich auf rund 48 Quadratkilometer. Gestern hat Repower die Medien über das Kraftwerk vor Ort informiert, am 27. und 28. August sollen die Türen des Werks dann für die Bevölkerung geöffnet werden. Derzeit werden noch letzte Umgebungsarbeiten abgeschlossen, kleinere gerodete Flächen im Bereich der Wasserfassung dürften rasch einwachsen.

Kunstbauten im steilen Gelände

Was sich – unmittelbar nach dem Zusammenfluss der beiden Bäche – im Taschinastobel befindet, ist eindrücklich, aber weitgehend unsichtbar. Die Wasserfassung befindet sich auf 1030 Metern über Meer, dort wird seit einigen Wochen ein künstlicher See aufgestaut, der später durch Geschiebe teilweise wieder verlandet, wie Repower-Projektleiter Marcus Alig gestern sagte. Davon merken wird man wenig, denn das steile Gebiet ist selbst für Wanderer kaum erschlossen.

Das Wasser gelangt von dort über eine knapp fünf Kilometer lange Druckleitung in die Zentrale in Seewis-Schmitten, unmittelbar neben dem Taschinasbach beim Dorfeingang von Grüsch gelegen. Dank der knapp 400 Höhenmeter, welche das Wasser zurücklegt, produziert Repower 41 Millionen Kilowattstunden Strom, was dem Verbrauch von rund 10 000 Haushaltungen entspreche, so Alig. Im Taschinasbach verbleibt das Restwasser: 180 bis 540 Liter pro Sekunde, je nach Jahreszeit. Gekostet hat die ganze Anlage laut Repower rund 60 Millionen Franken.

Für den Stromproduzenten ist mit dem Kraftwerk Taschinas aber noch lange nicht Schluss in Sachen Wasserkraft im Prättigau – im Gegenteil. Das Wasser aus der Druckleitung, das jetzt nach der Turbine wieder in den Taschinasbach geleitet wird, soll in Zukunft nämlich ein zweites – und später gar ein drittes – Mal genutzt werden, wie der Repower-Medienverantwortliche Werner Steinmann gestern in Seewis erklärte.

Ein Schacht für die Fortsetzung der Druckleitung wurde teilweise bereits erstellt, noch steht er leer. Inskünftig wolle man das Wasser nach der Stromproduktion zum zukünftigen Kraftwerk Chlus/Schmitten leiten, so Steinmann. Dorthin fliesst, als Teil des Repower-Kraftwerkprojekts «Chlus», auch jenes Wasser, das jetzt in Küblis 15 Kilometer talaufwärts zur Stromproduktion genutzt und danach in die Landquart geleitet wird.

Wasser fliesst direkt in Rhein

Doch auch nach dem Kraftwerk Chlus ist die Stromproduktion noch nicht abgeschlossen, sagte Steinmann. Das Wasser aus Küblis und jenes aus dem Werk Taschinas wird nämlich – wiederum in einer Druckleitung – bis zum Rhein geleitet, dort erneut zur Stromproduktion genutzt und dann eingespeist. Damit könne man zusätzlich die Landquart von Schwall und Sunk entlasten, womit einer «ökologischen Aufwertung» des Flusses nichts mehr im Wege stehe.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR