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Korrosion hat dem Stahlkoloss bei Reichenau arg zugesetzt

Ein Teilstück der historischen Verkehrswege in Graubünden wird wieder in Schuss gebracht. Es ist die Stahlfachwerkbrücke bei Reichenau. Und das lässt sich der Kanton einiges kosten.

Südostschweiz
23.07.14 - 02:00 Uhr

Von Dario Morandi

Reichenau. – Roger Stäubli brachte es auf den Punkt, als er gestern vor den Medien von «einem geschichtsträchtigen Ort» sprach. Damit meinte der Chef Strassenbau des Tiefbauamtes Graubünden Reichenau, wo sich Hinter- und Vorderrhein vereinigen. Dort spannt sich die grüne, 70 Meter lange Eisenfachwerkbrücke über den Fluss. Und diese ist mehr als nur sanierungsbedürftig. Zu schaffen macht dem Bauwerk primär die Korrosion. Die Stahlträger, vor 35 Jahren das letzte Mal gegen Rostbefall behandelt, weisen grosse Schäden auf. Akut einsturzgefährdet ist die Brücke mit ihren unzähligen Stahlverstrebungen zwar nicht. Der Zustand sei aber «schadhaft bis schlecht», sagte der zuständige Abschnittsbauleiter des Tiefbauamtes, René Simeon.

Das Aussehen wird nicht verändert

Wegen der Schäden habe man sich entschieden, eine Totalsanierung der Brücke durchzuführen. Das bisherige Erscheinungsbild werde dadurch aber nicht angetastet. «Daran wird nichts verändert», versicherte Strassenbau-Chef Stäubli. Deshalb seien die Bauarbeiten, die in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege erfolgen, sehr anspruchsvoll.

Kosten wird das Projekt rund vier Millionen Franken. Etwa eine Million dürfte nach Einschätzung der Verantwortlichen der Bund übernehmen, weil die Bündner Stahlfachwerkbrücke zum Bundesinventar der historischen Verkehrswege gehört.

Stahl- statt Betonfahrbahn

Konkret geht es bei der Restaurierung darum, den abblätternden Korrosionsschutz vollständig abzuschleifen und diesen anschliessend durch ein modernes Beschichtungssystem zu ersetzen. Dieses sollte die Brücke danach etwa 40 Jahre lang in Schuss halten können. Ausserdem wird die alte Betonfahrbahnplatte durch 60 Stahlelemente ersetzt, auf die ein dünner Asphalt-Fahrbahnbelag aufgetragen wird. Damit könne viel Gewicht eingespart und die Belastungsreserve erhöht werden, erklärte Stäubli. Die maximale Traglast wird dadurch aber nicht erhöht. Diese bleibt weiter auf sieben Tonnen begrenzt, früher waren es noch 13 Tonnen. Weitere Massnahmen betreffen die Brückenlager. Diese würden auf der Südseite ersetzt und auf der Nordseite instand gesetzt, so Bauleiter Simeon. Die Bauarbeiten dauern zwei Jahre. Momentan kann die Brücke nur von Radfahrern und Fussgängern passiert werden. Beim Tiefbauamt rechnet man damit, dass sie trotz laufender Bauarbeiten im Spätherbst für den gesamten Verkehr wieder freigegeben werden kann.

Holzkonstruktionen abgebrannt

Die Geschichte der damals bedeutenden Reichenauer Rheinbrücke geht auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Zunächst gab es mehrere Holzkonstruktionen, die im Laufe der Zeit aus verschiedenen Gründen abbrannten. Die filigran wirkende Stahlfachwerkbrücke, so wie man sie heute kennt, wurde erst 1881 erbaut.

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