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Kometen – die schmutzigen Schneebälle im Weltall

Kometen rasen seit Urzeiten durch den Weltraum. Sie haben die Entstehung unseres Sonnensystems erlebt und sollen uns nun ihre Geheimnisse verraten.

Südostschweiz
19.12.14 - 01:00 Uhr

Mike Nilles

Zwischen den riesigen Planeten und Sonnen ziehen auch eher unscheinbare Gebilde durch die Weiten des Weltalls. Die Rede ist von Asteroiden und Kometen. Asteroiden bestehen aus festen Bestandteilen wie Felsen und Metall. Kometen gleichen einem tiefgefrorenen Schneeball, der mit Staub und Steinen vermischt ist.

Die schmutzigen Eisklumpen sind meistens pechschwarz und ziehen fast unsichtbar ihre Kreise durch den Raum. Aber manchmal bilden sie einen leuchtenden Schweif und sind am Nachthimmel sogar mit blossem Auge zu sehen. Viele sind so alt, dass sie die Entstehung des Sonnensystems miterlebt haben. Das macht sie für Wissenschaftler sehr interessant.

Kometenschweif

Die Kinderstube der Kometen liegt am äusseren Rand unseres Sonnensystems im Kuipergürtel. Man vermutet dort Hunderttausende grosse und kleine Objekte. Wird ein solches Objekt von seiner Flugbahn abgelenkt, zum Beispiel durch einen Zusammenstoss, führt sein Weg schon mal ins Innere des Sonnensystems.

Kommt ein Komet der Sonne näher, erwärmt sich seine Oberfläche. Die flüchtigen Anteile wie Methan, Ammoniak und Wasser verdampfen und bilden einen Schweif, der im Sonnenlicht leuchtet. Das Wort verdampfen ist eigentlich falsch. Das Eis sublimiert. Es wird zu Gas, ohne vorher flüssig zu werden.

Kleine Kometen

Kometen sind im Vergleich zu ihrem Schweif winzig. Ein kleiner Brocken von wenigen Kilometern Grösse kann einen Schweif von mehreren Millionen Kilometern Länge bilden. Ein Komet kann sogar einen Gasschweif und einen Staubschweif besitzen. Der Gasschweif besteht aus elektrisch geladenen Teilchen. Er richtet sich nach dem Sonnenwind aus. Der Sonnenwind ist ein elektrisch geladener Strom, der ständig von der Sonne in alle Richtungen durch den Weltraum verströmt wird.

Der Gasschweif zeigt also immer von der Sonne weg, egal, in welche Richtung der Komet unterwegs ist. Das ist so ähnlich wie eine Fahne im Wind, die bei Ostwind nach Westen zeigt, obwohl das Schiff nach Süden fährt. Der Staubschweif lässt sich nicht so leicht vom Sonnenwind ablenken. Er markiert die Flugbahn des Kometen, kann also auch gebogen sein. Beim Kometen Hale-Bopp im Jahr 1995 wurde sogar ein dritter Schweif aus Natrium entdeckt.

Ein Schatz für die Wissenschaft

Kometen sind für Wissenschaftler wahre Schatzkisten. Seit der Entstehung des Sonnensystems vor etwa 4,6 Milliarden Jahren ziehen sie ihre Bahnen im All.

Ihre Zusammensetzung verrät viel über die Entstehung der Planeten und der Sonne. Vielleicht tragen sie sogar Informationen über die Entstehung des Lebens auf der Erde mit sich.

Deshalb erforscht man sie genau. Aber das ist schwierig. Zwar fällt ständig Kometenstaub auf die Erde; diese Proben sind aber unbrauchbar, da sie auf dem Weg zum Erdboden verunreinigt werden.

Um an sauberen Kometenstaub zu kommen, wurde im Jahr 1999 die Sonde «Stardust » in den Weltraum geschickt. «Stardust» heisst Sternenstaub. Die Sonde verfolgte den Kometen «Wild 2» und tauchte in den Schweif ein. Dort wurde mit einer Art Fangnetz in Form eines Tennisschlägers Kometenstaub eingesammelt und dann wieder zur Erde zurückgebracht.

Im November 2014 erreichte die Sonde «Rosetta» nach über zehn Jahren Flugzeit den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko. Sie setzte ein kleines Weltraumlabor namens «Philae» aus. Das spinnenförmige Gerät landete auf dem Kometen, entnahm Proben, analysierte sie vor Ort und schickte die Ergebnisse über eine Funkverbindung zur Erde.

Bringen Kometen Unheil?

Noch vor 200 Jahren hatten die Menschen vor Kometen grosse Angst. Sie galten als Unglücksboten. Ganz ungefährlich sind sie wirklich nicht. Man nimmt an, dass die Dinosaurier durch den Einschlag eines acht Kilometer grossen Kometen auf der Erde ausgestorben sind.

Aber keine Sorge. Nur alle paar Millionen Jahre trifft ein so grosses Objekt auf die Erde. Bis dahin bleiben die Kometen einfach nur schmutzige Schneebälle, die durch den Weltraum reisen.

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