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Klirrende Kälte ist nichts für die Schiffe auf dem Obersee

Viele Boote sind auf dem Obersee wegen der anhaltenden Kälte eingefroren. Dies kann für Bootsbesitzer üble Folgen haben. Setzt sich Eis im Motor fest, drohen teure Reparaturen.

Südostschweiz
13.02.12 - 01:00 Uhr

Von Nicole Bruhin

Schmerikon. – Der Schiffskapitän Karl Rickli wird so schnell nicht wieder mit seinem «Seestern» in See stechen. Die frostigen Temperaturen der letzten Wochen haben die Schmerkner Bucht vollständig zufrieren lassen. Letztmals ist Rickli am 20. Januar mit einer Gesellschaft ausgelaufen.

Jetzt hat er Winterpause. Der Schiffskapitän muss sich um seinen «Seestern» keine Sorgen machen. Obwohl dieser vollständig in der Bucht eingefroren ist: «Ich habe mein Schiff richtig eingewintert, darum kann ihm das Eis nichts anhaben», sagt Rickli. Besonders der Motor sei sehr anfällig auf das Eis.

Darum müsse man das Wasser aus diesem ablassen. «Wer diese Arbeit nicht macht, muss mit bösen Folgen rechnen», sagt Rickli. Denn nur schon eine Nacht bei minus zehn Grad und mehr kann für einen Schiffsmotor verheerend sein: er geht kaputt. Darum empfiehlt der Schiffsmechaniker den Gang zum Fachmann.

Ein typischer Laienfehler

Rolf Schmucki von der Helbling Werft in Schmerikon kennt dieses Problem: «Jeden Frühling kommen bei uns Kunden mit kaputten Motoren vorbei.» Das Hauptproblem sei das Wasser in den Motoren. Viele Laien würden ihr Boot über den Winter im See stehen lassen, ohne das Wasser im Motor abzulassen. Dies sei ein typischer Laienfehler, meint Schmucki. Denn im Motorensystem gibt es einerseits das Kühlwasser und ebenso das Frischwasser. «Dieses System muss entleert werden», sagt Schmucki.

Wer sich aber die Überwinterung nicht leisten kann, könne bei Minustemperaturen ganz einfach in den Untersee fahren, denn da sei das Wasser immer einige paar Grad wärmer. Denn gerade bei naturbelassenen Uferstellen sei das Wasser kälter, da es nicht in Bewegung sei. Eine andere Möglichkeit ist, täglich das Eis um das Boot herum aufzuschlagen. «Ein Öfeli im Schiff macht leider auch nicht viel Sinn, droht doch die Gefahr, dass dieses in Brand gerät», meint Schmucki. Darum würden sie ihren Kunden immer raten, ihr Boot auszuwassern: «Schlussendlich sind die Kosten, um ein Boot zu überwintern, eindeutig geringer als im Frühling einen neuen Motor zu kaufen oder diesen zu reparieren», meint Schmucki. Denn eine Reparatur könne schnell einmal mehrere Tausend Franken kosten, je nach Bootstyp.

Gefährlicher Eisdruck

Das Eis schadet jedoch nicht nur dem Motor. «Schlimm sind auch die Eisschollen, die das ganze Boot zerkratzen und verbeulen», sagt Schmucki. Gerade bei Holzschalen sei dies problematisch. Diese Schäden könne man zwar leicht beheben, aber auch diese seien sehr kostspielig. Oder noch schlimmer: «Der Druck des Eises kann ganze Schiffsschalen zerstören», sagt Schmucki.

Wer also sein Boot nicht überwintert hat, kann nur hoffen, dass dieses die eisige Kälte ohne Schäden übersteht: «Im Moment könnten wir nicht einmal mehr Schiffe auswassern», sagt Schmucki. Denn der Kran und die Gurten, mit denen die Schiffe aus dem Wasser gehoben würden, seien völlig vereist.

Immerhin ist es auf dem Obersee wegen des Eises bisher noch zu keinen Zwischenfällen gekommen, bestätigt das kantonale Schifffahrtsamt.

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