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Klarer Ausgang einer Seltsamen Abstimmung

Nicht das Resultat überrascht. Auch nicht der Stadt-Land- und der Rösti-Graben. Es sind die Grundsätzlichkeit und die Vehemenz, mit der die Gegner der Waffeninitiative den Abstimmungskampf bestritten.

Südostschweiz
14.02.11 - 01:00 Uhr

Von David Sieber

Man hätte meinen können, die Existenz der Schweiz stünde auf dem Spiel, wenn das Volksbegehren angenommen würde. Man hätte meinen können, die Schweiz stünde dem Feind (welchem?) wehrlos gegenüber. Und man hätte meinen können, bei einem Ja würden Kriminelle mit ihren illegalen Waffen freie Bahn haben – wie wenn der gemeine Wehrmann in seinem Quartier oder Dorf bisher für Ruhe und Ordnung gesorgt hätte. Die Argumente waren mindestens so überzogen wie jene der Befürworter, welche einen markanten Rückgang von häuslicher Gewalt und Suiziden prophezeiten – was nicht zu belegen ist.Neben diesen Klischees des freien, bewaffneten und unbeugsamen Schweizers, die in der heutigen Zeit etwas seltsam anmuten, gab es aber auch ganz handfeste Gründe, welche zu dem klaren Nein geführt haben. Dass Sportschützen und Jäger, die bisher nun wahrlich nicht als besonders gewalttätig aufgefallen sind, neue bürokratische Hindernisse hätten in Kauf nehmen müssen, war in vielen Landkantonen ein gewichtiges Argument.Das Problem solcher Initiativen ist oft das gleiche: Aus Betroffenheit lanciert – in diesem Fall ausgelöst durch einen im November 2007 mit einer Armeewaffe verübten Mord an einem Mädchen in Höngg -, kommt sie zu einem Zeitpunkt zur Abstimmung, bei dem sich die kollektive Empörung längst wieder gelegt hat. Meistens hat die Initiative dann bereits eine gewisse Wirkung entfaltet. So hat alleine die Unterschriftensammlung gereicht, dass den Armeeangehörigen keine Taschenmunition mehr mit nach Hause gegeben wird. Munition kann man sich zwar besorgen, doch (Selbst-)Tötungen im Affekt werden so zumindest erschwert. Insofern haben die Initianten wenigstens ein Teilziel erreicht.

dsieber@suedostschweiz.ch

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