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Jürg Kappeler soll grüne Farbe in den Regierungsrat bringen

Die Bündner Grünliberalen schicken Jürg Kappeler für die Regierungsratswahlen ins Rennen. Mit der Kandidatur will die Partei die «zunehmende Entfremdung des Volkes von der Regierung» stoppen.

Südostschweiz
08.01.14 - 01:00 Uhr

Von Tatjana Jaun

Chur. – Seit August 2010 vertritt er den Kreis Chur im Grossen Rat und seit Dezember 2011 ist er Mitglied des Gemeinderats von Chur. Im Gemeinderat ist er Stellvertreter der GPK und Delegierter im Gemeindeverband für Abfallentsorgung in Graubünden (Gevag). 2013 war Kappeler zudem Mitglied der Vorberatungskommission zur Revision des Schulgesetzes. Der ehemalige Bündner GLP-Präsident hat massgeblich bei der Lancierung der Petition für einen autofreien Postplatz in Chur mitgewirkt und ist im Initiativkomitee «Tempo 30 in Chur». Diverse Aufträge des Unternehmers Kappeler wurden vom Grossen Rat überwiesen, darunter jener zur Erhöhung der Submissionsschwellenwerte im Kanton Graubünden. Diese sind mittlerweile in Kraft getreten und geben im Kanton bei der Vergabe öffentlicher Aufträge vergleichbare Rahmenbedingungen wie in den anderen Kantonen. Das heisst weniger strenge Vorschriften und damit weniger Nachteile für Bündner Unternehmen.

Kappeler ist politerfahren und soll es nun auch auf Exekutivstufe richten. Gestern Abend nominierten ihn seine Parteimitglieder für die Regierungsratswahlen am 18. Mai.

Keine alternativen Kandidaten

Ein «profunder Kenner» der Bündner Kantonalpolitik sei er, sagte Parteipräsident Christian Stricker vor den Mitgliedern im Hotel «Stern» in Chur. Als Inhaber einer Beratungsfirma für Infrastrukturanlagen sei er ein Unternehmer, der gewohnt sei, die Konsequenzen seiner Entscheidungen selber zu tragen. Als Grund für die Kandidatur nannte Stricker die «zunehmende Entfremdung des Volkes von der Regierung». Die Resultate der Zweitwohnungsinitiative, die gescheiterte Olympiakandidatur und die angenommene Kohleinitiative; jedes Mal habe die Regierung anders als das Volk gesprochen und «die Signale» nicht erkannt.

Nationalrat Josias F. Gasser sagte, dass in der Regierung das grüne, liberale Wirtschaftselement untervertreten sei. Mit einem «profilierten Kopf» wie Kappeler anzutreten, sei für die junge Partei sehr erfreulich. Kappeler zeigte sich über die Nomination sehr erfreut. Er wolle sich voll und ganz auf die Kandidatur konzentrieren.

«Aufschrecken»

Trotz offizieller Nomination: Bei der Einschätzung ihrer Chancen zeigt sich die Partei zurückhaltend. Den beiden Kandidaten Heinz Brand (SVP) und Jon Domenic Parolini (BDP) würden zwar zurzeit höhere Chancen eingeräumt. Doch entscheidend sei das politische Programm, so Stricker. Und dieses stehe einer Mehrheit des Bündner Volkes eindeutig näher als die konservativen Konzepte von SVP und BDP. Grosse Bedeutung misst die Partei der Fraktionsstärkung im Grossen Rat bei. An der Mitgliederversammlung im November hatte sie die Nomination von zehn Mitgliedern aus verschiedenen Kreisen bekannt gegeben (Ausgabe vom 7. November). Präsenz markieren, das ist das erklärte Ziel 2014. Erst kürzlich wurde in einem Mitgliederschreiben auf den mangelnden Mitgliederzuwachs hingewiesen. Ohne neue Köpfe, heisst es darin, stehe die Partei in zehn Jahren vor der Auflösung. Reine Polemik oder bitterer Ernst? Stricker: «Wenn Jürg Kappeler oder Josias F. Gasser einst abgelöst werden sollen, braucht es geeignete Nachfolger. Die Suche nach solchen Köpfen braucht viel Zeit.» Mit seinem Schreiben habe er «aufschrecken» wollen. Interview 5. Spalte

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