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Jürg Kappeler: «Ich habe nur positive Erfahrungen gemacht»

Nach gut fünf Jahren legt der Präsident der Grünliberalen Partei Graubünden, Jürg Kappeler, sein Amt nieder. Er will sich auf sein Grossrats- und Gemeinderatsmandat konzentrieren.

Südostschweiz
01.11.13 - 01:00 Uhr

Mit Jürg Kappeler sprach Pierina Hassler

Herr Kappeler, Sie treten vom GLP- Präsidium zurück – warum?

Jürg Kappeler: Ich bin wegen der vielen Termine im Grossrat und im Churer Gemeinderat recht belastet. Vor allem habe ich aber gemerkt, dass ich die Partei nicht mehr führen kann. Vor Grossratsterminen, Kommissions- oder Gemeinderatssitzungen konnte ich nur noch reagieren. Von einem Präsidenten erwarte ich aber auch, dass er proaktiv agiert.

Also sind Sie einfach müde von den vielen Ämtern?

Nein, mein Rücktritt hat auch noch einen anderen Grund. Uns wirft man vor, die GLP Graubünden bestehe nur aus Josias Gasser und mir. Von daher müssen wir zwingend mehr Kräfte bringen. Als Präsident steht man oft im Mittelpunkt, diese Chance soll nun jemand anders ergreifen.

«Zwingend mehr Kräfte bringen»

Fehlt der GLP Graubünden der Nachwuchs?

Nein, so kann man das nicht sagen. In Davos haben wir zwei Landräte. Was man aber sagen kann: In politischen Ämtern sind wir zu wenig stark vertreten. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit der neuen Präsidentin oder dem neuen Präsidenten, den wir am Dienstag wählen, eine gute Lösung für die Zukunft haben werden.

Vielleicht weiss der politische Nachwuchs auch nicht exakt, für was die GLP steht?

Diesen Vorwurf höre ich nicht zum ersten Mal, aber er überrascht mich immer wieder. Nur weil wir uns nicht in das Links-rechts-Schema einzwängen lassen, heisst das nicht, wir haben kein Profil.

Könne Sie ein Beispiel nennen?

Wer für eine gute Wirtschaft einsteht, muss nicht automatisch auch für ein Kohlekraftwerk in Kalabrien sein. Wir nehmen uns die Freiheit heraus, wirklich pragmatisch und sehr faktenbasiert unsere Entscheidungen abzuwägen. Wir sind nicht einfach dagegen oder dafür.

Was hat dann die GLP Graubünden für eine politische Relevanz?

Unser Wählerpotenzial liegt bei fünf bis zehn Prozent. Wie aber gewisse Abstimmungen zeigen, kommt es auf diesen Anteil sehr wohl an. Ich nenne Ihnen Beispiele: Zu der Zweitwohnungsinitiative hat die GLP Graubünden, entgegen der GLP Schweiz, Ja gesagt. Da haben wir eine wichtige Rolle gespielt. Oder bei der Olympiaabstimmung. Wir haben schweren Herzens Nein gesagt, aber auch hier waren unsere Stimmen von Bedeutung. Das Gleiche bei der Anti-Kohlen-Initiative, da kam es nämlich auf ein paar wenige an. Da hatten wir eine überproportionale Bedeutung und auch Verantwortung. Und diese haben wir wahrgenommen.

Sie sind der einzige GLP-Grossrat. Fühlt man sich da nicht alleine?

Ich hoffe, dass wir nach den Grossratswahlen im Frühling mehr sind. Sensationell wäre, wenn wir Fraktionsstärke erreichen würden.

«Sensationell wäre Fraktionsstärke»

Werden Sie das Präsidium vermissen?

Trotz der hohen Belastung habe ich als GLP-Präsident durchwegs positive Erfahrungen gemacht. Ich konnte mich in viele Themen einarbeiten und habe an Lebenserfahrung gewonnen. Ich bleibe der GLP-Geschäftsleitung erhalten. Ich möchte es an dieser Stelle nicht unterlassen, mich bei meinen Kollegen für die Mitarbeit zu bedanken. Durch unsere gemeinsame Arbeit sind wir Freunde geworden.

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