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Jedes Paar will ins Märchenschloss

Jedes Jahr heiraten mehr Paare in Rapperswil-Jona. So viele, dass die Stadt ihre Kapazitäten für Trauungen ausbauen will. Doch das Gewerbe profitiert vom Ansturm der Hochzeitsgesellschaften nicht so stark wie erhofft.

Südostschweiz
15.07.12 - 02:00 Uhr

Von Matthias Hobi

Rapperswil-Jona. – Jedes Wochenende wähnt man sich auf dem Hauptplatz in Rapperswil-Jona wie in einer grossen Open-Air-Kirche. Beinahe stündlich treten an Freitagen und Samstagen neue Hochzeitspaare auf die grosse Treppe, wo sie sich von ihren Verwandten und Bekannten fotografieren und hochleben lassen.

Mal ist die Gesellschaft dezent, aber elegant, mal ist sie in opulente Kostüme gekleidet und fährt in standesgemässer Kutsche oder dem prächtigen Oldtimer vor.

Alle Samstage ausgebucht

Der schönste Tag im Leben – immer mehr Hochzeitspaare wollen ihn in Rapperswil-Jona begehen. Ein Blick auf die Website des Zivilstandsamts bestätigt: In diesem Jahr sind für Hochzeiter bereits alle Samstage ausgebucht.

Rund 300 Paare geben sich jedes Jahr im Zivilstandskreis See-Linth das Ja-Wort. Und der Grossteil davon tut dies auf dem märchenhaften Rapperswiler Schloss. Im vergangenen Jahr heirateten dort 185 Paare zivil. Diesen Freitag waren es fünf Paare, am Samstag sogar sechs.

Für die Zivilstandsbeamte Corinne Affolter ist dies keine Überraschung: «Das Schloss, die Aussicht, die grandiose Kulisse am See sind für eine Hochzeit wie geschaffen.» Die meisten Brautpaare seien dem Ambiente entsprechend sehr festlich gekleidet.

Die Märchenhochzeit ist für viele ein Traum. Obwohl das Zivilstandsamt zehn Samstage anbietet und jeden Freitag auf dem Schloss geheiratet werden kann, ist die Nachfrage gross. «Wir könnten jedes Jahr 50 bis 70 Paare mehr trauen», sagt die Zivilstandsbeamte Corinne Affolter. Bereits ab dem 1. Oktober könne man fürs folgende Jahr reservieren. Die Stadt überlege sich nun, noch mehr Samstage anzubieten.

Den Hochzeitsort bewerben

Vom Hochzeitsboom will auch der Verkehrsverein Rapperswil-Jona (VVRJ) profitieren. «Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Rosenstadt als Hochzeitsort zu bewerben», sagt VVRJ-Geschäftsführerin Alexandra Meile. Wie man dies genau tun wolle, werde man im Winterhalbjahr ausarbeiten.

Dabei soll für den Tourismus und die Gastronomie vor allem ein Mehrwert herausschauen, wie ihre Stellvertreterin Yvonne Knobel ergänzt. «Wir erhoffen uns, dass die Hochzeitsgäste später wieder nach Rapperswil-Jona zurückkommen», sagt Knobel. Der VVRJ biete jetzt schon Apéros auf der Terrasse des Circusmuseums an.

Für die Gastronomie in Rapperswil-Jona läuten die Hochzeitsglocken derzeit nicht so laut wie auch schon. «Wir haben weniger Hochzeitsgesellschaften als auch schon», sagt Hans Peter Rathgeb vom Hotel «Schwanen». Er vermutet dahinter die starke Konkurrenz am Platz. Der elegante «Schwanen»-Saal sei aber besonders bei grossen Gesellschaften sehr beliebt, da in ihm bis zu 200 Personen Platz fänden.

Weniger Apéro-Gäste

Viele Paare fahren mit dem Schiff in die romantische Hochzeitsstadt. Den Wind im Haar, den frischen Seegeruch in der Nase thront das Schloss in seiner ganzen Pracht über der Altstadt.

Mit dem Hochzeitsgeschäft ist die Schifffahrtsgesellschaft Hensa aber dennoch nicht zufrieden. «Wir hatten dieses Jahr eine starke Abnahme», sagt Geschäftsführerin Beatrice Bertschinger. Ihr Unternehmen bietet nebst der Fahrt auf dem Zürichsee auch Apéros, Znüni oder Zvieri auf dem Schiff an. Doch die Wirtschaftskrise mache sich deutlich bemerkbar. «Die Leute haben nicht mehr so viel Geld», sagt Bertschinger.

Auf die Märchenhochzeit auf dem Schloss in Rapperswil-Jona wollen viele Paare trotz schmalem Budget nicht verzichten.

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