×

«Jeder, der einen gewonnen hat, will einen zweiten Kranz»

Beat Clopath gehört beim «Eidgenössischen» zu den Teamstützen im Nordostschweizer Schwingerverband. In Burgdorf will der 28-jährige Bonaduzer wie vor drei Jahren in Frauenfeld erneut den Kranz gewinnen – nichts anderes.

Südostschweiz
27.08.13 - 02:00 Uhr

Von René Weber

Schwingen. – Nicht nur Schwingerkönig Jörg Abderhalden sieht ihn als ernst zu nehmenden Aussenseiter. Eine Ehre, zugleich aber auch eine Verpflichtung für Beat Clopath. Aus der Ruhe bringen lässt sich der Bonaduzer dadurch nicht. Er nimmt es gelassen. Er weiss seine Stärken realistisch einzuschätzen und was möglich ist. Oder besser gesagt, was möglich wäre. Wäre, weil er im Moment im Dunkeln tappt. Nach einer Halswirbelstauchung im Juni verletzte er sich beim Bündner Kantonalfest am 14. Juli im Schulterbereich an der Sehne und am Knorpel. Das Spezielle daran ist, dass er zuvor den Schlussgang des Jubiläumsfests in Cazis gegen den Berner Eidgenossen Thomas Zaugg noch gewonnen hatte.

Dem «grössten Sieg» seiner Karriere folgte die Ernüchterung. Im Konditionstraining zog er sich auch noch einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. Sämtliche Vorbereitungsfeste inklusive dem Bergfest auf der Schwägalp musste der Teamleader des Bündner und des Nordostschweizer Schwingerverbandes auslassen. Alles andere als optimale Voraussetzungen für das «Eidgenössische» am Wochenende. Der Sennenschwinger sieht das aber nicht dramatisch. «Vielleicht war die Pause nicht einmal schlecht. Zumindest fahre ich ausgeruht nach Burgdorf.»

Eigenheim in Planung

Clopath klagt nicht. «Weil es nichts bringt. Ich muss nun einfach das Beste aus der Situation machen.» Die Vorfreude auf den Saisonhöhepunkt sei trotz den Verletzungen unvermindert gross. Auch, weil er von seinem Bruder Marco Clopath begleitet wird. Der hat sich trotz grossen gesundheitlichen Problemen ebenfalls für das «Eidgenössische» qualifizieren können. Beat Clopath weiss, dass es der letzte gemeinsame Auftritt wird. Bruder Marco tritt Ende Saison zurück. Für ihn ist der Rücktritt (noch) kein Thema. Mindestens bis zum «Eidgenössischen» in Estavayer-le-Lac in drei Jahren möchte er seine grosse Leidenschaft weiter ausüben. «Solange es die Gesundheit zulässt, die Freude da ist und sich der Trainingsaufwand mit dem Beruf sowie der Familie vereinbaren lasse, mache ich weiter.» Im nächsten Jahr will es Clopath sportlich allerdings ein wenig ruhiger angehen. Zusammen mit seiner Freundin Nadja Steiner plant er den Bau des Eigenheims. «Natürlich werde ich selber Hand anlegen», sagt der für die Bonaduzer Firma Peretti AG arbeitende Hochbaupolier.

Unveränderte Zielsetzung

51 Kränze und sechs Kranzfeste hat Beat Clopath in seiner Karriere schon gewonnen. Mindestens acht Kränze waren es in den letzten drei Jahren immer. Damit gehörte er landesweit jeweils zu den Erfolgreichsten. Dass er 2013 bisher nur vier Auszeichnungen gewonnen hat, damit ist er nicht zufrieden. «Wegen den Verletzungen habe ich mehrere Feste verpasst. Die ganze Saison habe ich zudem auf Burgdorf ausgerichtet. Im Gegensatz zu den Vorjahren war ich deshalb zu Beginn des Jahres nicht in Topform.» Dass die Verletzungshexe seine Pläne durchkreuzt hat, sei ärgerlich. Ändern könne er das nicht. An seiner Zielsetzung für das «Eidgenössische» ändere das aber nichts. «Ich will wie in Frauenfeld vor drei Jahren erneut den Kranz gewinnen» Er ist sich bewusst, dass das nicht einfach wird. Trotzdem hält er an seiner Zielsetzung fest. «Jeder, der schon einen gewonnen hat, will einen zweiten eidgenössischen Kranz – sonst kann man gleich zu Hause bleiben.»

Mehr Zeit für die Familie

Die Zeit bis zur Abreise ins Bernbiet wird Clopath primär für die Erholung nützen – zumindest am Abend. Bis am Donnerstagabend arbeitet er auf der Baustelle und im Büro normal weiter. «Es wäre falsch, nun noch etwas Neues zu versuchen.» Einzig das Training am Abend wird reduziert. Die zusätzliche freie Zeit will er mit seiner Familie verbringen. Seine Freundin bezeichnet er als «ein Glücksfall für mich», Tochter Jana «als das Beste auf dieser Welt». Egal, wie gestresst oder erschöpft er sei, sobald er zu Hause ankomme gehe es ihm immer gut. Deshalb freue er sich auch schon heute auf die Zeit nach dem «Eidgenössischen».

Zuvor habe er nun aber noch eine Aufgabe zu erledigen. Clopath will den zweiten eidgenössischen Kranz nicht nur für sich, sondern für sein gesamtes Betreuerteam gewinnen. Dass sich dieses Ende Saison auflösen wird, weiss er seit längerer Zeit. «Ich bin gespannt, wie es in der nächsten Saison weitergeht – insbesondere im Bündner Schwingerverband.» Dass es weitergehen wird und man Lösungen und Nachfolger für die zurücktretenden Leute finden wird, davon ist er überzeugt. «Jeder Neubeginn ist auch eine neue Chance. Man muss sie nur nützen», sagt er. Seine nächste Chance kommt schon am Wochenende, wenn er um die begehrten eidgenössischen Kränze schwingt.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR