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Irak erlebt bislang blutigsten Tag des Jahres

Gestern hat sich im Irak in verschiedenen Städten eine offenbar koordinierte Anschlagsserie ereignet. Landesweit forderten die Explosionen und Schiessereien über 100 Tote.

Südostschweiz
24.07.12 - 02:00 Uhr

Bagdad. – Bombenanschläge und Schiessereien mit insgesamt über 100 Toten haben den gestrigen Tag zum bislang gewalttätigsten des Jahres für den Irak werden lassen. In einer offenbar koordinierten Anschlagsserie explodierten innerhalb weniger Stunden Sprengsätze in einem guten Dutzend irakischer Städte. Bis zum Mittag meldeten die Behörden mindestens 103 Tote und fast 200 Verletzte. Allein in der Hauptstadt Bagdad kamen über 50 Menschen ums Leben und wurden 88 verletzt, als in der Schiiten-Vorstadt Madinat el Sadr (Sadr City) sowie in den Vororten Husseinija und Tadschi Sprengsätze detonierten. Ziel der Angriffe waren meist Einrichtungen der Sicherheitskräfte sowie Regierungsgebäude.

El Kaida im Verdacht

Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen, allerdings hatte das Terrornetzwerk El Kaida erst vor wenigen Tagen eine neue Offensive angekündigt, um die Lage im Land zu destabilisieren. Ziel sei es, «Richter und Staatsanwälte auszulöschen» und inhaftierte Aktivisten zu befreien, erklärte der Chef des El-Kaida-Zweigs Islamischer Staat im Irak (ISI), Abu Bakr el Bagdadi, in einer Audio-Botschaft. «El Kaida versucht die Botschaft auszusenden, dass es weiterhin stark und in der Lage ist, Zeit und Orte für Anschläge auszuwählen», sagte der schiitische Parlamentsabgeordnete Hakim el Samili, der dem Sicherheits- und Verteidigungsausschuss angehört.

Die folgenschwersten Anschläge wurden in der hauptsächlich von Sunniten bewohnten Stadt Tadschi verübt. Dort explodierten nach Polizeiangaben zunächst mehrere Bomben, die um fünf Häuser gelegt worden waren, bevor sich noch ein Selbstmordattentäter inmitten der zu Hilfe eilenden Polizisten in die Luft sprengte. 41 Menschen starben.

Der Ramadan hatte im Irak am Samstag begonnen. Die zwei Wochen davor verliefen vergleichsweise friedlich, während im Juni 237 Menschen bei Anschlägen gestorben waren. Damit hat die Gewalt im Vergleich zum Höhepunkt der Kämpfe zwischen den verschiedenen Volksgruppen in den Jahren 2006 bis 2007 zwar abgenommen. Seit dem Abzug der US-Kampftruppen im Dezember blieben die Spannungen aber hoch. Dazu kommt der anhaltende politische Streit zwischen den schiitischen, sunnitischen und kurdischen Gruppen. (sda)

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