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Insektenaugen verfolgen die Besucher im Kunstzeughaus

Im Kunstzeughaus Rapperswil- Jona kann man die Werke 33 regionaler Künstler sehen. Für die Auswahl und Präsentation scheute Kurator Peter Stohler keine Mühen.

Südostschweiz
27.11.14 - 01:00 Uhr

Von Jérôme Stern

Rapperswil-Jona. – Im Foyer des Kunstzeughauses liegt ein Satellit. Zwar kein echter – dafür aber detailgetreu und in raumfüllender Grösse. Die Verblüffung über das bedrohlich wirkende Projektil weicht erst, als Kunstzeughauskurator Peter Stohler erklärt, dass dessen Erbauer Bruno Streich früher an der ETH Weltraumprojekte betreute.

«Wir suchten für unsere Ausstellung eigenständige Künstler, die ihren Weg unabhängig von aktuellen Modeströmungen verfolgen», sagt der Kurator. Dabei sei er froh, dass er bei der Auswahl nicht alleine war.

Zwischen Malerei, Objekten, Installationen und Fotografie könnten sie jetzt ein breites Kunstspektrum präsentieren. «Nur Performance ist nicht vertreten, aber auch dafür wären wir offen.»

Regionalität im weiteren Sinn

Regionalität sei bei der Auswahl Bedingung gewesen, betont der Kurator des Kunstzeughauses Rapperswil-Jona lächelnd. «Zur Region zählten wir aber auch die Kantone Glarus, Schwyz und Zürich.» Ein paar Treppenstufen weiter oben im grossen Saal registriert man zunächst die enorme Verschiedenartigkeit der Werke. Wobei nicht alles ist, wonach es aussieht – schon gar nicht bei den drei Fotografien von Andri Stadler.

Die gewaltigen Bilder – knapp drei auf zwei Meter – zeigen scheinbar nichts als unergründliche Schwärze auf hochglänzendem Fotopapier. Bei genauer Betrachtung lassen sich jedoch nachtblaue Konturen erahnen, Tatsächlich zeigt Stadler Landschaftsfotografien – genauer nächtliche Landschaftsfotografien.

Wer den Kopf hier wendet, erblickt – Regen. Zumindest erscheint die Installation von Esther Mathis wie fliessende Wassertropfen. Erst der zweite Blick enthüllt die wahre Natur: Hauchfeine Glasgebilde schwingen an Nylonfäden, angeblasen von einem Ventilator.

Beängstigend grosse Insektenaugen

Die nächste Überraschung lauert gleich daneben. Linsen doch beängstigend grosse und real wirkende Insektenaugen aus den Gemälden von Karin Birkenmeier. Die extrem detaillierten Käfer im psychedelischen Farbenrausch scheinen, als wären sie soeben einem Horrortrip entfleucht. Demgegenüber haben die verspielten Objekte von Karin Kurzmeyer geradezu beruhigende Wirkung. Auf alten Stühlen oder Leitern platziert sie ungebrannten Ton.

Doch wieso hat sie die Tonklumpen mit Haushaltfolie umwickelt? «Die Künstlerin möchte an der Vernissage feuchtfrisches Material», erläutert Stohler. Das sei ihr wichtig. So eröffnet jede Stellwand, jede Ecke des Raums überraschende Ein- und Aussichten. Schon lange träumte der Kurator von einer Ausstellung regionaler Künstler: «Ich wollte alle Räume bespielen, das Kunstzeughaus bietet beste Voraussetzungen.» Von Weltraumobjekten bis hin zu Insektenportraits – diese Ausstellung bespielt sowohl Räume als auch Träume.

Ausstellung «Grosse Regionale», Kunstzeughaus, 30. November bis 8. Februar. Vernissage, Sonntag, 30. November, 11.30 Uhr, Begrüssung durch Regierungsrat Martin Klöti.

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