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Im regionalen Geschäft testen und online kaufen ist im Trend

Im Internet sind viele Produkte billiger – dafür weiss man nicht, welches sich am besten eignet. Wer sich im Geschäft beraten lässt und im Internet bestellt, betreibt «Showrooming». Die regionalen Geschäfte sind dabei die Leidtragenden.

Südostschweiz
27.01.13 - 01:00 Uhr

Von Larissa Rhyn

Die regionalen Geschäfte sind unterschiedlich stark vom sogenannten «Showrooming» betroffen. Dabei beraten sie Kunden, welche den gewünschten Artikel danach billiger online kaufen. Bei einigen Produkten sind die Kunden schlicht auf eine Beratung vor dem Kauf angewiesen – und wollen trotzdem möglichst wenig bezahlen.

Dazu gehören Kontaktlinsen, Schuhe oder Sportgeräte. Im Tower Sports in Rapperswil-Jona kennt man das Problem nur allzu gut, wie Martina Brunner erklärt. Sie erlebe es nicht nur bei Ski und Snowboards, sondern auch bei UGG-Boots.

Für die Trendschuhe bezahlt man einen stolzen Preis – und das wollen viele umgehen: «Die Kundinnen probieren die Schuhe bei uns an, lassen sich beraten und verabschieden sich dann dreist mit einem ‘Danke, die bestell ich mir billiger im Internet’.»

Dass der Verkäufer sich Mühe gegeben hat, ihnen das Produkt zu erklären, daran denken die meist jungen Käufer gar nicht. Brunner sieht auch für die Käufer selbst ein Problem: «Sie sind sich zu wenig bewusst, dass sie im Internet in der Regel Fälschungen bekommen.» Wenn die Sparfüchse dann bemerken, dass die Qualität schlecht ist und sie keine Garantie haben, fallen sie aus allen Wolken.

Jeder hat seine eigene Strategie

Auch im Fotogeschäft E. Hüss in Uznach kennt man das Problem. Es sei schon öfter vorgekommen, dass sich die Kunden alle Funktionen einer Kamera im Detail erklären liessen, um den Kauf dann «auf später zu verschieben», wie die Auszubildende Rebekka Lanz erklärt.

Jetzt haben die Mitarbeiter aber eine Strategie entwickelt: «Wir informieren den Kunden nur noch über die Vorzüge der verschiedenen Produkte.» Wie die Kamera im Detail funktioniert, erklären sie erst, wenn der Kunde das Produkt auch kauft.

Auch Globetrotter hat reagiert. Weil die Kunden nach dem Gespräch oft privat im Internet gebucht haben, hat das Reisebüro mit Filiale in Rapperswil eine Beratungsgebühr eingeführt. Kaufwillige Kunden sollen aber nicht darunter leiden: Wer sich für eine Buchung entscheidet, dem wird die Beratungsgebühr erlassen.

Eigener Online-Shop soll helfen

Im Optikbereich sind Augentests unerlässlich, damit man die richtige Korrektur erhält. Urs Morger, Geschäftsführer von Mächler-Optik, erklärt: «Wir haben vor allem bei den Kontaktlinsen ein Problem.» Kunden profitieren von Messungen im Geschäft und bestellen die Linsen dann im Internet. Dafür hat man aber eine Lösung: «Seit Kurzem haben wir selbst einen Online-Shop, in dem die Produkte ein bisschen günstiger sind.»

Erstaunlich ist, dass das Geschäft im Brillenbereich kein Problem verzeichnet. Morger erklärt: «Wir bieten spezielle Brillenmodelle an, die im Internet gar nicht zu finden sind.»

Weil Bücher gerne online bestellt werden, haben vor allem kleine Buchhandlungen mit Umsatzeinbussen zu kämpfen. Die Kreuzbuchhandlung in Rapperswil muss den Kampf gegen Online-Verkäufer und Grossbuchhandlungen aufgeben. Sie schliesst Ende März. Geschäftsführerin Livia Roggwiler ist resigniert. Zu oft hat sie gehört: «Aber im Internet ist es viel billiger, wieso verkauft ihr die Bücher so teuer?»

Dabei hält sich die kleine Buchhandlung nur an die Preisvorgabe der Verlage, während Anbieter im Internet diese umgehen können. Zum Glück seien aber nicht alle Kunden gleich. Einige Stammkunden drehen das «Showrooming» um. «Sie verschaffen sich im Internet einen Überblick und kommen dann bewusst zu mir, um zu bestellen.»

Damit unterstützen sie nicht nur ein regionales Geschäft, sondern können das Produkt auch in der Hand halten, während sie ausführlich beraten werden.

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