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HSR-Kompetenzzentrum stärkt Zusammenarbeit der Institute

Die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) ist vor allem für ihre Ingenieursausbildung bekannt. Die wird nicht zuletzt wegen der Forschungsinstitute an der HSR immer besser.

Südostschweiz
21.05.15 - 15:38 Uhr
La Quotidiana

Von Willi Meissner

Rapperswil-Jona. – Die Forschungsinstitute an der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) werden in ihrem jeweiligen Fachgebiet oft schweizweit geschätzt. Bei der interdisziplinären Zusammenarbeit sieht die Hochschule aber noch Potenzial.

Deshalb gibt es das Kompetenzzentrum für Infrastruktur und Lebensraum (KIL). «Unsere Aufgabe ist es, einen Kulturwandel an der HSR anzustossen», sagt KIL-Leiterin Susanne Kytzia. Das KIL soll die Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Bau und Umwelt (IBU), dem Institut für Landschaft und Freiraum (ILF) und dem Institut für Raumentwicklung (IRAP) stärken.

Oft seien die Institute so ausgelastet, dass der interdisziplinäre Austausch zu kurz komme, so Kytzia.

Ziel: Sich selbst abschaffen

Das soll sich ändern. «Jedes Institut läuft im eigenen Hamsterrad», sagt Kytzia. Ihre Aufgabe sei es, fachübergreifende Projekte anzustossen.

Denn in der Praxis müssen Raumplaner, Landschaftsarchitekten und Bauingenieure ständig zusammenarbeiten. Kytzia konstruiert ein Beispiel: Beim Nationalstrassenbau ist es heute üblich, Bauprojekte gut in die Landschaft zu integrieren – inklusive ökologischer Ausgleichsmassnahmen. So kommen alle Disziplinen zum Zug.

Es gibt aber auch Konfliktsituationen. Landschafts- und Raumplaner ziehen es häufig vor, Verkehrsprobleme ohne strassenbauliche Massnahmen zu lösen. Bauingenieure möchten aber Bauwerke realisieren.

Insgesamt überwiegen die Vorteile der Zusammenarbeit. «Es ist die ständige Suche nach der objektiv besten Lösung», sagt Kytzia. Ziel des KIL ist es, dass die Kooperation der Institute zum Selbstläufer wird. «Mein Ziel ist es eigentlich, meine Funktion selbst abzuschaffen», sagt Kytzia.

Herausfordernd sei dabei das Wachstum der Studentenzahlen und damit auch die wachsende Anzahl Professoren. Deshalb treffen sich die Institutsleiter regelmässig, um sich über Projekte und Kooperationen zu informieren.

Energiewende ist das Hauptthema

Beim Sprechen bleibt es aber nicht. Derzeit erstellen die HSR-Institute mit der Energieagentur St. Gallen ein Energiekonzept für die Region Zürichsee-Linth. Der Ist-Zustand sowie das Potenzial für erneuerbare Energien werden dabei erfasst.

«Es ist beeindruckend, wie viele Solaranlagen hier momentan gebaut werden», sagt Kytzia. Wegen des grossen Raumbedarfs der Anlagen sind im Energiekonzept vor allem Gebäudedächer als Solarflächen interessant.

Die Gemeinden bringen auch eigene Ideen ein. «In der Gemeinde Weesen wird beispielsweise ein Wasserkraftwerk am Flibach geplant, mit dem man den gesamten Strombedarf der Gemeinde decken könnte», sagt sie.

In Weesen steht zudem die Nutzung von Umweltwärme aus dem Walensee oder vom Grundwasser zur Diskussion. Dabei profitiert die HSR von ihrem Studiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik. Denn Bau- und Planungswissen sei in der Energiewende eine Voraussetzung für neue technische Lösungen, so Kytzia.

In der Energiewende sieht Kytzia einen neuen Schwerpunkt des KIL. Deshalb bewirbt sich das Kompetenzzentrum zusammen mit anderen Schweizer Forschungsinstituten derzeit für den Aufbau eines nationalen Energie-Kompetenzzentrums. «Wir wollen einen substanziellen Beitrag zur raumbezogenen Energieforschung leisten», sagt sie. Sprich: Energiegewinnung und -nutzung besser auf spezifische räumliche Gegebenheiten abstimmen. «Das gibt den drei Instituten zudem auch ein gemeinsames Thema, um die Zusammenarbeit noch weiter zu intensivieren», sagt Kytzia.

Neben der Energieforschung leitet das KIL weitere interdisziplinäre Projekte. Als Beispiele nennt Kytzia kommunale Planung und Infrastrukturentwicklung, Gestaltung von Freiräumen, Quartierentwicklung, Renaturierung von Fliessgewässern und die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Kies. «Mit jedem Projekt können wir unsere Zusammenarbeit weiter verbessern», sagt Kytzia, «und irgendwann wird es dann ein Selbstläufer.»

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