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Hilfe für Superhelden – damit Mann Kinder hüten kann

Das Projekt «Der Teilzeitmann» soll jenen Männern Schub verleihen, die ihr Pensum reduzieren wollen.

Südostschweiz
07.11.12 - 01:00 Uhr

Von Karen Schärer

Zürich. – Im Jahr 2020 soll in der Schweiz jeder fünfte Mann Teilzeit arbeiten. Dies ist das Ziel des Projekts «Der Teilzeitmann», welches gestern in Zürich vorgestellt wurde. Das Projekt, das mit 350 000 Franken durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann finanziert wird, soll jenen Männern Schub geben, die widerwillig in einer Vollzeitstelle ausharren. Und solche gibt es offenbar überall, wie die einzige repräsentative Studie zum Thema Männer und Vereinbarkeit (2011), die es bis heute in der Schweiz gibt, aufzeigt: 90 Prozent der Befragten gaben an, sie wollten Teilzeit arbeiten. Doch nur 13 Prozent aller Männer tun es. In der Gruppe der Väter von kleinen Kindern sind es gar nur zehn Prozent, die ihr Pensum reduziert haben.

Natürlich ist es schon nur aus finanziellen Gründen nicht für jedermann möglich, mit einem Teil-Lohn durchzukommen. Doch es muss weitere beträchtliche Hürden geben, die Männer daran hindern, Teilzeit zu arbeiten. Für die Köpfe hinter «Der Teilzeitmann» liegt die Blockade primär beim Mann selbst. «Leistung und Erwerb sind zentrale Standbeine der männlichen Identität», sagt Markus Theunert, Präsident von männer.ch, dem Dachverband der Männer- und Väterorganisationen, der die Trägerschaft des Projekts übernommen hat.

«Ganze Männer» angesprochen

Viele Männer mit Teilzeitwunsch fragen sich offenbar ernsthaft, ob sie als Teilzeiter auch noch ein «ganzer Mann» wären. Mit dem Slogan «Ganze Männer machen Teilzeitkarriere» erstickt das «Teilzeitmann»-Projekt jeden Identitätszweifel im Keim. Und mit dem «T»-Logo, angelehnt an das «S» von Superman, schafft das Projekt eine Referenz zu einem Superhelden. Der Teilzeit erwerbstätige Mann ist also nicht nur ein ganzer Mann, sondern gleich noch ein Held? «Das ‹T› steht als Symbol für die Heldengeschichten dieser Männer und das Überwinden der Widerstände auf dem Weg zur Teilzeitarbeit», erklärt Co-Projektleiter Jürg Wiler. Von inneren und äusseren Widerständen zu berichten weiss auch Daniel Huber, der als Geschäftsführer der Fachstelle UND seit 20 Jahren Männer und Frauen berät, die Familien- und Erwerbsarbeit vereinbaren wollen: «In Gesprächen mit Männern merken wir, dass sich zwar in den letzten 15 Jahren viel verändert hat: Männer wollen aktive Väter sein. Gleichzeitig bleibt Erwerbsarbeit ein zentraler identitätsstiftender Bezugspunkt für Männlichkeit», sagt er. Für Huber steht fest: «Ein Mann muss nach wie vor viel Standhaftigkeit haben, um den Teilzeitwunsch durchzusetzen.»

«Vorgesetzte tun sich schwer»

Huber, der Unternehmen motiviert, familienfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, sagt, dass viele Betriebe den Teilzeitwunsch nach wie vor nicht als echtes Bedürfnis ernst nehmen. Als generelles Konzept begrüssten viele Betriebe Teilzeitarbeit zwar. «Im Einzelfall aber tun sich Vorgesetzte schwer. Es fehlt vielerorts auch noch an Erfahrung», sagt Huber.

Heutige «Teilzeitmänner» bereiten also den Boden für andere. «Es geht nun darum, eine kritische Masse zu erreichen, sodass Teilzeitarbeit bei Männern zur Normalität werden kann» sagt Theunert. «Teilzeitarbeit soll auch für Männer eine selbstverständliche Karriereoption sein.»

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