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Heikler Baugrund am Hang der Valser Felsentherme

Am Briefing der Wettbewerbsarchitekten hat es 7132-Verwaltungsrat Pius Truffer im Juni 2014 gesagt: Nur wenige Vorgaben zu Form, Grösse und Standort gebe es für Remo Stoffels Hotel-Neubau bei der Felsentherme in Vals.

Südostschweiz
22.01.15 - 01:00 Uhr

Die Grenze sei allein der Himmel. Allerdings: Wo das Hotel gebaut werden soll, ist ziemlich klar definiert, das bestätigt auch Truffer – im Hang oberhalb der Strasse nach Vals Platz. Dort stehen schon die Felsentherme, das Hotel-Haupthaus, die Appartementhäuser des Therme-Komplexes und die Zufahrten. Anders gesagt: Der Platz im Gebiet ist beschränkt, Grenzen sind einem Neubau sehr wohl gesetzt.

Truffer streitet das nicht ab. Im Architekturwettbewerb gebe es zwar auch Ideen in Richtung Streusiedlung, eher werde es aber ein Turm sein. Schon Tadao Andos Modell für den Park im Talboden, präsentiert im August 2014, zeigte am Thermehang eine turmartige zusätzliche Baute, die in Realität – noch – nicht existiert.

Doch es ist nicht nur der Baugrund knapp am Rota Härd, wie das Gebiet heisst. Der Hang ist ausserdem rutschgefährdet. «Er ist durchnässt. Überall hat es Wasser», erinnert sich der Churer Geologe Tomaso Lardelli, in den Neunzigerjahren Gutachter beim Bau der Felsentherme von Peter Zumthor. «Für die Stabilität waren aufwendige Entwässerungen nötig.» Lardelli weiss, dass am Rota Härd noch eine weitere Problematik lauert – unter der Oberfläche. Dort fliesst in einer sogenannten Trias-Schicht jenes wertvolle Mineralwasser, das die St.?Petersquelle speist. Deren Neubohrung, aus der die Valser Mineralquellen einen grossen Teil ihres Wassers beziehen, befindet sich hinter dem Hotel. Der Hang steht in einer Quellschutzzone.

Um einen Hotelturm am Rota Härd zu bauen, wären gemäss Lardelli aber tiefe Pfählungen nötig. Das habe er einst schon Zumthor gesagt – dieser hatte 2007 eine nie realisierte turmartige Erweiterung für das Hotel entworfen. Doch nur schon die verhältnismässig wenig tiefe Fundation für die Felsentherme hatte in den Neunzigerjahren die Mineralquellen-AG in Alarmbereitschaft versetzt. Daran erinnert sich auch Peter Schmid gut, der damalige Präsident der Baukommission: Man habe unglaubliche Angst davor gehabt, die Schicht mit dem Mineralwasser könne durch Bodeneingriffe irritiert werden. «Der Bau hätte sofort eingestellt werden müssen.» Heute gehören die Mineralquellen dem Konzern Coca-Cola. Und die Vorsicht ist nicht geringer geworden, das bestätigt Patrick Bossart von Coca-Cola HBC Schweiz: Das Unternehmen wird der 7132 AG bei der Realisierung ihres Hotelprojekts sehr genau auf die Finger schauen (siehe Interview fünfte Spalte).

«Aufpassen muss man in jedem Fall», erklärt Geologe Lardelli. Auch Remo Stoffels 7132 AG werde «zeigen müssen, dass sie die Situation richtig beurteilt». Truffer widerspricht nicht: Die Quellenproblematik müsse genau angeschaut werden, betont er. Er gehe zwar davon aus, dass ein Turm machbar sei – «aber das ist eine Frage, die die Experten beurteilen müssen».

Für Schmid hingegen ist die Sache klar: Mit direkter Anbindung an die Felsentherme könne Remo Stoffel seine «horrende Investition von 170?Millionen Franken» gar nicht realisieren. «Es sei denn, er überbaut Tadao Andos Park im Talboden mit dem Hotel und transportiert seine 5-Stern-Plus-Gäste auf einem Förderband zum Bad.»

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