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Havarie kostet 236 Millionen

Gut vier Monate nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs «Costa Concordia» beginnt voraussichtlich nächste Woche die Bergung des Wracks.

Südostschweiz
19.05.12 - 02:00 Uhr

Rom. – Die Bergung der «Costa Concordia» würde ein Jahr dauern, teilten die Genueser Reederei Costa Crociere, die US-Firma Titan Salvage und das italienische Unternehmen Micoperi gestern in Rom mit. Am Dienstag oder am Mittwoch könnten die ersten Vorbereitungen beginnen. Das 290 Meter lange Schiff, das immer noch vor der toskanischen Insel Giglio liegt, soll im Ganzen geborgen und danach zerlegt werden. Die Kosten betragen nach einer ersten Schätzung etwa 236 Millionen Euro.

Aufrichten, schleppen, zerlegen

Zuerst soll die «Costa Concordia» am Meeresgrund gesichert und dann mithilfe von Containern und Kränen aufgerichtet werden. Die Container werden je nach Bedarf mit Wasser oder mit Luft gefüllt – und bilden so entweder ein Gegengewicht oder sorgen für Auftrieb. Eine Schiffsbergung dieser Art habe es noch nie gegeben, unterstrichen die Reederei und die Bergungsfirmen. Rund 100 Menschen werden im Einsatz sein.

Das Sichern des Schiffs soll bis Ende August abgeschlossen sein. Danach, möglicherweise erst Anfang kommenden Jahres, soll das Schiff aufgerichtet werden. Das sei der schwierigste Teil, erläuterte der Generalmanager von Micoperi, Silvio Bartolotti. Sei dies gelungen, werde das Schiff in Absprache mit den Behörden in einen italienischen Hafen geschleppt. Über den genauen Ort soll in den nächsten Monaten entschieden werden. Danach soll das Schiff zerlegt werden.

Der Bergungsplan entstand in Abstimmung mit den italienischen Behörden und mit den Verantwortlichen auf der Insel Giglio. Der Schutz der Natur sei bei der Bergung besonders wichtig, sagte Umweltminister Corrado Clini.

Rücksicht auf Tourismus

Der Chef des Zivilschutzes in Italien, Franco Gabrielli, unterstrich: «Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit, die bis jetzt geleistet worden ist.» Die Reederei betonte ausserdem, dass auch auf den wichtigen Tourismus auf der Ferieninsel besondere Rücksicht genommen werde. Die Mitarbeiter und die Ausrüstung der Bergungskräfte sollen deshalb überwiegend nicht auf der Ferieninsel selber, sondern auf dem Festland bei Piombino rund 100 Kilometer nördlich von Giglio untergebracht werden.

Die «Costa Concordia» war in der Unglücksnacht zu nahe an die Insel herangefahren, hatte einen Felsen gerammt und war mit mehr als 4200 Menschen an Bord gekentert. Kapitän Francesco Schettino steht weiter unter Hausarrest bei Neapel. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen seines Schiffes während der nächtlichen Evakuierung vor. (sda)

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