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Harte Zeiten für Kiffer in Maastricht

Maastricht streitet um Haschverkauf an Touristen: 13 der 14 Coffeeshops der niederländischen Stadt sind derzeit geschlossen. Die Behörden haben hart durchgegriffen, nachdem die Ladenbesitzer gegen ein Verbot verstossen hatten, Haschisch an Ausländer zu verkaufen.

Südostschweiz
13.06.13 - 02:00 Uhr

Maastricht und andere Städte nahe der deutschen und belgischen Grenze hatten das Verbot verhängt, um die negativen Folgen des Drogentourismus wie etwa Krawalle bekiffter Ausländer oder die ständigen Staus auf den Strassen einzudämmen.

Maastrichts Coffeeshop-Besitzer begehrten auf – schliesslich kamen 65 Prozent ihrer Kunden von jenseits der Grenzen. Eines der Geschäfte verkaufte weiter an Deutsche und Belgier und wurde deshalb im Mai vergangenen Jahres geschlossen.

Als nun Ende April ein Gericht dessen Schliessung als unrechtmässig einstufte, fasste die Vereinigung der Maastrichter Coffeeshops (VOCM) das als Freibrief auf, nun doch wieder Ausländer zu bedienen. Am 5. Mai öffneten die VOCM-Shops – 13 von 14 der Maastrichter Läden – ihre Türen für alle.

Doch nicht für lange. Die Polizei reagierte mit Durchsuchungen und Beschlagnahmen, ordnete kurzzeitige Schliessungen an und leitete Strafverfahren ein. Sieben Besitzer und Angestellte mussten am Mittwoch vor Gericht erscheinen, weitere Verfahren sollen folgen.

Ein Coffeeshop nach dem anderen in Maastricht machte dicht – nur noch einer ist derzeit geöffnet, er gehört nicht dem VOCM an. Was mit den anderen geschieht, ist noch offen. Ein Urteil in dem gestern begonnenen Verfahren wird für den 26. Juni erwartet.

«Die Coffeeshops sind ganz schön gerissen», sagt Gertjan Bos, der Sprecher der Stadtverwaltung. «Die Geschichte mit den Schliessungen ist ein grosser Witz, sie spielen die Opfer.» Er weist darauf hin, dass die Läden bis zum Gerichtsentscheid auf entsprechenden Antrag hin durchaus geöffnet bleiben könnten.

Durch das Verkaufsverbot für Ausländer habe sich die Zahl der jährlichen Drogentouristen in Maastricht um 1,5 Millionen auf unter 400 000 reduziert, sagt Sprecher Bos. Diejenigen, die dennoch ihr Glück in Maastricht versuchen, landen oft bei illegalen Strassendealern. Die Dealer seien aggressiver geworden, ihre Zahl habe sich jedoch seit dem Verbot nicht – wie die Coffeeshopbesitzer behaupten – erhöht, sagt Bos. «Wir können es nicht beweisen, aber wir vermuten, dass einige Dealer von den Coffeeshops selbst engagiert werden.»

Nicolas Delaunay, Maastricht

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