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Hätten Vorkehrungen den Brand verhindert?

Nach dem tragischen Disco-Brand in Brasilien ermitteln die Behörden wegen Versäumnissen gegen die Besitzer. Es ist zu Festnahmen gekommen.

Südostschweiz
29.01.13 - 01:00 Uhr

Von Sandra Weiss

Santa Maria. – Nach dem dramatischen Disco-Brand in Brasilien hat die Polizei gestern einen der Besitzer des Etablissements festgenommen. Auch zwei Musiker der Liveband, die zum Unglückszeitpunkt in der Disco «Kiss» in Santa Maria auftraten, wurden nach Angaben des Polizeichefs Marcelo Arigony auf gerichtliche Anordnung hin festgenommen. Die Justiz ermittelt wegen schwerer Versäumnisse gegen die Eigentümer der Disco. So gab es ersten Zeugenaussagen zufolge keine funktionierenden Feuerlöscher. Als die Panik ausbrach und die Menschen ins Freie stürmen wollten, hätten die Türsteher ausserdem die Ausgänge blockiert – offenbar weil sie dachten, die Gäste wollten ohne zu bezahlen gehen. Ausgelöst hat den Brand offenbar ein Feuerwerkskörper, der Teil des Spektakels der Band war. Er setzte die Schalldämpfung der Decke in Brand; die Flammen breiteten sich in Windeseile aus.

Bei der schlimmsten Feuersbrunst in einem halben Jahrhundert in Brasilien kamen Samstagnacht 231 Menschen ums Leben, 112 wurden schwer verletzt. Rund 1000 Jugendliche befanden sich zum Unglückszeitpunkt in der Disco. Die meisten der Opfer erstickten, andere wurden zu Tode getrampelt oder verbrannten.

Gespenstische Szenen

«Der Rauch vernebelte sofort die Sicht, die Hitze wurde unerträglich, und viele rannten versehentlich ins Bad, weil sie dachten, dort sei der Ausgang», berichtete der Medizinstudent Murilo Tiescher dem Nachrichtensender O Globo. Nach Angaben der Feuerwehr lagen viele Leichen übereinander vor dem verschlossenen Notausgang. Auch gegen den zweiten Eigentümer erging Haftbefehl, er wurde jedoch nicht vollstreckt, da der Mann bei dem Unglück verletzt wurde und noch im Krankenhaus lag. Santa Maria im Süden Brasiliens stand unterdessen unter Schock. Alles konzentrierte sich in der 275 000 Einwohner zählenden Universitätsstadt auf die Folgen der Tragödie. «Es hätte jeden von uns treffen können», sagte der Arzt Cleber Lotes, der sich freiwillig gemeldet hatte, um den Angehörigen psychologischen Beistand zu bieten. «Ich habe 13 oder 14 Kommilitonen verloren, auch meinen besten Freund», sagte Student Felipe der Nachrichtenagentur AFP. Dutzende von Särgen waren in der örtlichen Turnhalle aufgebahrt, wo die Toten von den Angehörigen gesucht wurden. Die bereits identfizierten wurden unterdessen zu Grabe getragen.

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