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Gutachten über die Psychiatrie schlägt nun den politischen Weg ein

Unabhängige Gutachter haben die Erwachsenen- und die Kinderpsychiatrie im Kanton Graubünden im Hinblick auf mögliche Synergien unter die Lupe genommen. Nun liegt der Bericht zur Stellungnahme der Beteiligten vor.

Südostschweiz
24.10.14 - 02:00 Uhr

Silvia Kessler

Eine Anfrage von Angela Casanova (FDP, Domat/Ems) im Grossen Rat hat den Stein im Oktober 2012 ins Rollen gebracht. Sie und 40 Mitunterzeichnende vermuten in der Zusammenführung der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) Graubünden und den Psychiatrischen Diensten Graubünden (PDGR) Synergie- und Sparpotenzial. In einem entsprechenden Auftrag forderten sie die Regierung auf, diese Potenziale abzuklären (das BT berichtete). Die Regierung beauftragte ein aus mehreren Fachpersonen bestehendes Gremium, ein Gutachten zu erstellen. Der Bericht liegt nun vor.

«Der KJP, die PDGR und das Kantonsspital Graubünden (KSGR) – mit der Kinderklinik bestehe eine enge Partnerschaft – nehmen zurzeit Stellung», erklärte Rico Monsch, Stiftungsratspräsident der KJP. Die Stellungnahmen erfolgten gegenüber der Regierung, wobei wohl auch das kantonale Gesundheitsamt in die Auswertungen einbezogen werde. «Sollte die Regierung etwas am Ist-Zustand ändern wollen, müsste dies wahrscheinlich im Grossen Rat behandelt werden.»

Der Bericht sei inhaltlich gut formuliert, so Rico Monsch. Als Schlussfolgerung seien Empfehlungen festgehalten für den Fall, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie die Selbstständigkeit verlassen möchte. «Wir sind jedoch nach wie vor vom Mehrwert der Selbstständigkeit überzeugt.» Gerade als privatrechtliche Stiftung sei es der KJP möglich, über die eigentliche Erfüllung des Leistungsauftrages hinaus kundennäher, effizienter, flexibler und innovativer handeln zu können, als dies in einer öffentlich-rechtlichen Institution möglich wäre. Im Gegensatz zu den Kliniken und Spitälern verfüge der KJP über fest ausgehandelte Tarife mit den Krankenkassen. Die Zuweiser – ob Kinderärzte oder schulpsychologische Dienste – seien mit den Leistungen der KJP zufrieden. «Für uns besteht somit weder aus finanzieller noch aus therapeutischer Sicht Handlungsbedarf», bekräftigte der KJP-Stiftungsratspräsident.

«Zwang ist immer schwierig»

Auch für Josef Müller, CEO der PDGR, ist klar: «Wenn etwas verändert wird, muss der Endnutzer eine Verbesserung erfahren. Kann dies erreicht werden, sind wir für eine engere Zusammenarbeit offen.» Auf betrieblicher Ebene orte jedoch auch er kaum Handlungsbedarf. Auch die Gutachter hielten in ihrem Bericht, den er als «gut und positiv» beurteilt, fest, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Erwachsenenpsychiatrie «eigene Fächer» seien, die auch eigenständig geführt werden müssten.

Wenn nun aufgrund von politischen Überlegungen eine engere Zusammenarbeit gefordert werde, sei es wichtig, dass die beteiligten Partner «auf Augenhöhe» miteinander diskutieren würden. «Zwang ist immer schwierig.» Müller hält es für möglich, dass die Regierung einen Vorentscheid fällen wird. «Wie die Zusammenarbeit in Zukunft aussehen soll, können wir jedoch nur gemeinsam entscheiden.»

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