Granit Xhaka vor spannenden und intensiven Wochen

Von Fabian Ruch

Fussball. – Der Empfang im Sommer glich der Ankunft eines Messias. Granit Xhaka ist bei Borussia Mönchengladbach ein grosser Hoffnungsträger, der Schweizer soll den Aufbau des Bundesligisten als Vorarbeiter ordnen und mit seiner Ballsicherheit, Übersicht und Klasse die Ideen seines Trainers und Landsmannes Lucien Favre prägend umsetzen. «Xhaka besitzt eine ausserordentlich hohe Spielintelligenz», lobt Favre. «Ich traue ihm zu, in der Bundesliga eine dominierende Rolle einzunehmen.» Nach einer überraschend starken Spielzeit und Rang 4 musste Gladbach einen umfassenden Personalumbau vornehmen, verlor wichtige Leistungsträger, allen voran Marco Reus (zu Dortmund), verpflichtete aber auch kostspielige Akteure wie den Holländer Luuk de Jong von Twente Enschede. Mit einer Ablösesumme von rund 19 Millionen Franken löste der Stürmer den Schweizer Xhaka nach nur wenigen Wochen als teuersten Transfer der Vereinsgeschichte ab. Das Basler Juwel Xhaka kostete je nach Quelle zwischen zehn und 14 Millionen Franken, dazu sind Bonuszahlungen an den FCB fällig, falls Gladbach Erfolge feiert. Und an einem Weiterverkauf der grossen Begabung wäre der Schweizer Meister ebenfalls beteiligt.

WM-Qualifikation als Ziel

Gladbach bedeutet für Granit Xhaka zwar eine neue Herausforderung – aber möglicherweise nur einen Zwischenschritt auf dem Weg zu einer grossen Karriere. Man muss das vielleicht an dieser Stelle mal wieder erwähnen, aber der Junge wird im Herbst erst 20 Jahre alt. «Für mich ist Gladbach die richtige Station, um weiter zu reifen», sagt Xhaka. Spannend zu beobachten sein wird, auf welcher Position der Stratege eingesetzt wird. Seine stärksten Vorstellungen lieferte der gebürtige Kosovare bisher im defensiven Mittelfeld ab, doch Favre erwägt, Xhaka in einem 4-2-3-1-System als Spielmacher hinter De Jong aufzustellen. «Ich fühle mich überall wohl», sagt der Spieler zu den Diskussionen über seine perfekte Rolle.

Auch im Schweizer Nationalteam steht Coach Ottmar Hitzfeld ja vor der Frage, wo der spielstarke Xhaka am wertvollsten ist. Captain Gökhan Inler nimmt eine dominierende Rolle im Aufbau ein, auch er will früh den Ball von den Verteidigern übernehmen und das Spiel gestalten. «Es hat genügend Platz für beide», sagte Hitzfeld diesen Frühling. Auch er weiss, dass Xhaka eine entscheidende Figur auf dem Weg an die WM 2014 sein wird. Anfang September startet die Schweiz ja in die Qualifikation für das Turnier in Brasilien, das Ziel heisst Gruppensieg, nachdem die Auslosung besser nicht hätte verlaufen können. Aus dem Topf 3 gezogen erhielt die Schweiz mit Norwegen, Slowenien, Albanien, Island und Zypern Gegner, die alle schlagbar sind. «Diese Ausgangslage müssen wir nutzen», sagt Hitzfeld. «Aber es wird nicht einfach. Länder wie Norwegen und Slowenien sind sehr stabil und unangenehm.»

Millionenspiele mit Gladbach

Granit Xhaka ist längst einer der wichtigsten Nationalspieler, sein Wert wurde im Juli auch im helvetischen Nominationstheater für die Olympischen Spiele ersichtlich. Letztlich verzichtete der Schweizerische Fussballverband auf Xhaka, obwohl er auf dessen Teilnahme hätte beharren dürfen. «Für mich ist es wichtiger, dass ich mich bei Gladbach sofort und gut einfügen kann», sagte Xhaka. «Wir haben Ende August wichtige Partien zu bestreiten.» Es ist für die Schweizer A-Auswahl besser, wenn sich der Mittelfeldspieler bei seinem neuen Verein bestens integrieren kann. In den Play-off-Spielen zur Champions League, an denen Gladbach noch nie teilgenommen hat, trifft die Borussia am 21. und 29. August ausgerechnet auf den schwerstmöglichen Gegner Dynamo Kiew, wo der Schweizer Nationalspieler Admir Mehmedi unter Vertrag steht. Es sind Millionenspiele für Gladbach und Xhaka, der sowieso vor spannenden, intensiven Wochen mit seinem Klub und der Nationalmannschaft steht.

Heute rückt er vorerst in die nationale Auswahl ein, um am Mittwoch in Kroatien mit der Schweiz das einzige Testspiel vor Beginn der WM-Qualifikation zu bestreiten. Granit Xhaka wird die Reise als 14-Millionen-Fussballer mit gesundem Selbstvertrauen und gestiegenem Ansehen antreten.