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Golfen am Fuss des Tödi

Das Gebiet zwischen Schwanden und Luchsingen wäre aber nicht nur für die Golfer. Vorgesehen ist eine breitere touristischere Nutzung als Spazier-, Wander-, Bike- und Radwege sowie als Langlaufzentrum im Winter.

Südostschweiz
26.01.14 - 01:00 Uhr

In Glarus Süd soll gemäss Antrag einer IG Platz für einen 18-Loch-Golfplatz geschaffen werden

Von Ruedi Gubser

Zum Stichwort «Tourismus» heisst es in der Vision Leitsätze Glarus Süd unter anderem: «Wir wollen die Wertschöpfung des Tourismus verdoppeln.» Und zu den «Freizeitanlagen»: «Wir fördern ein attraktives Freizeitangebot und pflegen die bestehenden Anlagen. Eine rücksichtsvolle Freizeitnutzung im Naherholungsgebiet wird entwickelt und optimiert.» Diese Vorgaben waren für die Glarner Golfer mehr als die Chance auf ein Eagle (zwei Schläge unter Par). Sie waren der Abschlag zur Realisierung einer Idee, die sich schon länger in den Köpfen der Glarner Golfszene «eingelocht» hatte: die Idee eines «richtigen» Golfplatzes im Glarnerland.

<strong>Aus diesem Grund</strong> schlossen sich Vertreter des Dachverbands Sport Glarnerland, des Fördervereines Golf Glarnerland und von Golf Engi zur IG Golfplatz Glarus Süd zusammen und reichten an der zweiten öffentlichen Mitwirkung zum kommunalen Richtplan fristgerecht den Antrag ein, die von der Gemeinde vorgesehene Zone Sport und Freizeit im Wyden in Schwanden auf das Gebiet der Linth entlang bis Luchsingen um rund 80 Hektaren zu erweitern.

Die IG Golfplatz gibt als Gründe vor allem touristische, aber auch volkswirtschaftliche Motive an. Sie verspricht sich eine klare Aufwertung des bestehenden Sport- und Freizeitangebots im Sommer. In dieser Jahreszeit habe der Kanton Glarus noch erhebliches Ausbaupotenzial im Vergleich zum Winter, heisst es in einer Medienmitteilung. Der Wintersport wird jedoch nicht vergessen. So könnte das Golf-Restaurant für die Langläufer auf dem Töditritt als Langlaufzentrum dienen.

<strong>Die IG rechnet,</strong> dass ein Golfplatz zehn bis 20 Arbeitsplätze auf der Golfanlage und zehn Arbeitsstellen in der Gastronomie schaffen und langfristig sichern würde. «Über sechs Milliarden Euro werden jährlich mit Golfreisen in den Regionen Europas, des Mittleren Ostens und in Afrika umgesetzt. Damit ist der Golftourismus ein überaus wichtiger Wirtschaftsfaktor in den Zielregionen, der an die 60 000 Arbeitsplätze sichert», heisst es in den Unterlagen der IG Golfplatz.

Nach wie vor boomt der Golfsport auch in der Schweiz. Zählte man 1998 etwa 31 000 Mitglieder in 61 Klubs, frönen heute rund 120 000 Golfer ihrem Hobby, wobei viele keinem Klub angehören. Für alle Golfplätze im Einzugsgebiet des Kantons Glarus beständen lange Wartelisten oder sie seien sehr gut ausgelastet, wenn nicht sogar überlastet, bemerkt die IG Golfplatz Glarus Süd. Ein Blick auf die Schweizer Karte zeige, dass neben dem Kanton Glarus nur noch der Kanton Schaffhausen über keinen eigenen Golfplatz verfüge.

Am Golfsport interessierte Glarner können seit 2005 auf der Driving Range in Nidfurn üben, Schnupper- und Regelkurse besuchen, oder sie gehören dem Pitch&Putt-Club Engi (Kurzplatz-Golf) an, der mit seinen rund 200 Mitgliedern zu den grösseren Sportvereinen im Kanton zählt. «Der Vorstand des Dachverbands stellt sich einhundertprozentig hinter diese Idee. Die Chance, mit diesem Projekt Glarus Süd als Tourismus- und Sportdestination nachhaltig zu stärken, ist einmalig», sagt der Präsident von Sport Glarnerland, Gabriel Kundert. Enorm wichtig im ganzen Prozess sei die Einbindung der Landwirtschaft von Beginn an. «Sie sind als Partner zu behandeln und nicht als Gegner», betont Kundert. So wurden die betroffenen Grundeigentümer vor der Eingabe an die Gemeinde Glarus Süd über das Vorhaben der IG an einer Infoveranstaltung orientiert.

Für die benachbarten Landwirte biete der Golfplatz ein Neben- oder sogar ein Haupteinkommen, seien bei anderen Anlagen ehemalige Landwirte die Greenkeeper. Zudem erschliesse eine mögliche Golfanlage mit Klubhaus und Restaurant neue Möglichkeiten für eine Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte aus der Umgebung, argumentiert die IG.

<strong>Diese IG hat</strong> einen möglichen Investor an der Angel, der von der Idee begeistert ist und bereit, die Kosten für Bau und Betrieb in der Höhe zwischen zehn und 20 Millionen Franken zu übernehmen. Auf offene Ohren stiessen die Vertreter der IG Golfplatz Glarus Süd aber nicht nur beim möglichen Investor, sondern auch bei der Standortförderung Glarus Süd, die das Projekt als riesen Chance für die Region sieht, beim Tourismus Glarnerland, der einen Golfplatz als ideale Umsetzung der Strategie des Kantons sieht, sowie bei der Ferienregion Elm und bei Braunwald-Klausenpass-Tourismus, die das Golfprojekt unterstützen.

<strong>Bis die angedachte</strong> Freizeit- und Public-Golfanlage für die ganze Familie in Glarus Süd ihren Betrieb aufnehmen kann, dauert es länger als ein Hole-in- one, müssen noch mehr Hindernisse als Wassergräben, Sandbunker und Rough überwunden werden. Denn bis jetzt ist das Ganze bloss eine Eingabe. Entscheiden wird die Gemeindeversammlung von Glarus Süd voraussichtlich im Juni.

Bei erfolgreichem Kampf können sich die Initianten aber fühlen wie nach einem Condor, auch Double Albatross oder Triple Eagle genannt (vier Schläge unter Par) und zusammen mit den Landbesitzern und Pächtern ein massgeschneidertes Projekt erarbeiten.

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